Rezension

Eine ganz besondere Geschichte, die von Beginn an bis zum Ende fasziniert

Die Nacht der Frauen - Katja Maybach

Die Nacht der Frauen
von Katja Maybach

Bewertet mit 5 Sternen

Zwanzig Jahre nachdem sie ihre Heimatstadt fluchtartig verlassen hat, kehrt Dalia Rheinberg nach Wien zurück. Eigentlich hatte sie ihren Vater nie wiedersehen wollen, lastet sie ihm doch den Selbstmord ihrer Mutter an. Doch als er schwer krank in eine Klinik eingeliefert wird, erklärt sie sich bereit, für ihn einige wichtige Firmenunterlagen zusammenzusuchen. Sie kann nicht ahnen, dass sie etwas finden wird, das ihr Leben für immer verändern soll – den Beweis für eine unerfüllte Liebe, das Dokument einer dramatischen Nacht, das Zeugnis einer großen Freundschaft.

Im Juni 1979 kehrt Dalia Rheinberg nach über zwanzig Jahren zurück an ihren Heimatort an den Neusiedler See.
Zwanzig Jahre, in denen sie keinen Kontakt zu ihrem Vater hatte. Zurück in Paris bleibt Tamás, ihr Ehemann. Der einst so erfolgreiche Pianist arbeitete mit eisernem Willen an seinem Comeback, nachdem er vor zwei Jahren sich seine Hand mehrfach gebrochen hatte. Dalia lässt sich nicht von ihm abhalten und fährt allein.

Die Handlung beginnt ruhig und dann ist der Leser auf einmal mitten in der Geschichte versunken. Es sind keine blassen Charaktere, sondern alles Menschen, die authentisch erscheinen.  Man lernt sie im Laufe des Romans mehr denn je kennen, sei es Dalias Mutter wie auch ihre Freundin Leah. Die Geschichte der beiden Frauen spielt sich Ende der Dreißiger Jahre im 20. Jahrhundert ab. Hitler regiert Deutschland, das Thema Juden zieht sich bis nach Österreich.
Katja Maybach schreibt in einer schönen und leichten Sprache. Geschickt verbindet sie Vergangenheit sowie Dalias Rückkehr durch Einfließen neuer Handlungsstränge und dadurch wird die Geschichte spannend gehalten.
Romane, die sich um ein Familiengeheimnis oder auch Drama drehen, sind sehr beliebt. Wenn dann noch die Vergangenheit Deutschlands, die Judenhetze-, -verfolgung und ihre Auswirkungen eine Rolle spielen, ist auch Fingerspitzengefühl gefragt.

Die Rückkehr in die Villa ihrer Kindheit schmerzt Dalia, doch ihr Vater, der schwer krank in einem Hospital liegt, hatte um wichtige Unterlagen aus dem Safe des Hauses gebeten. Nach dem Selbstmord ihrer Mutter vor zwanzig Jahren in der Villa hatte Dalia nie wieder einen Fuß in das Haus gesetzt. Ihrer Meinung nach war der Vater an allem schuld. Doch sie stellt sich der Vergangenheit und wird mit etwas Unfassbarem konfrontiert, etwas das ihr ganzes Leben in Frage stellt. Jemand Fremdes hatte ihr einen Brief vor die Terrassentür gelegt, ein Brief der in Vergessenheit geraten war und doch so wichtig.
Katja Maybach besitzt eine Eigenschaft, auf sehr einfühlsame Weise einen richtig guten Roman zu schreiben, sich nicht scheut, Tiefe hineinzubringen - das Leben schreibt sein eigenes Drehbuch.
Geschickt bringt sie die Palette menschlicher Eigenschaften und Emotionen zum Tragen; Liebe und Opferbereitschaft, die Angst, Verzweiflung, Hoffnung. Es zieht dich als Leser mitten ins Geschehen.
Und es sind schöne und schmerzhafte Erinnerungen, mit denen Dalia konfrontiert wird und etwas in ihr bewegen.

"Die Nacht der Frauen" ist die Geschichte eines Familiengeheimnnisses sowie familärer Beziehungen, eine faszinierende Lektüre. Es hat mich von Beginn bis zum Ende fasziniert. Richtig gut geschrieben, mit Charaktere, die das Herz berühren und einer Geschichte, die den Leser noch nach dem Lesen eine ganze Weile beschäftigen.
- Ein Buch mit Wiedererkennungswert!