Rezension

Eine Liebesgeschichte (?) in Briefform

Hanna und Sebastian - Thomas Klugkist

Hanna und Sebastian
von Thomas Klugkist

Bewertet mit 3 Sternen

Hanna und Sebastian sind ein Paar, dem das Schicksal immer wieder im Weg steht. Es soll einfach nicht sein, dass die beiden zusammenkommen. Nichtsdestotrotz verbindet sie eine Freundschaft, der sie über viele Jahre, anfangs in Briefen, später dann in E-Mails und SMS, teilweise über mehrere Seiten, dann wieder nur in einzelnen Sätzen oder Zeichen Ausdruck verleihen.

Dabei verwenden sie eine teilweise hochtrabende Sprache, die das Ganze auf mich wenig authentisch, viel mehr gewollt, erscheinen ließ. Dagegen sind die Themen, die sie anschneiden bzw. die Ereignisse, von denen sie sich gegenseitig erzählen, anfangs schon sehr alltäglich und damit ein bisschen langweilig. Später kommen dann immer mehr Tragödien im Leben der Protagonisten dazu. Es wird einerseits interessanter, andererseits schwerer verständlich. Mir ging es ein bisschen wie Hanna, die auch nicht immer weiß, was Sebastian eigentlich sagen will:

„Ich habe deine Mail noch einmal gelesen, mit flatternden Augen und Ohren, verstehe nur Bahnhof, mein Irgendwosebastian, und frage mich, worauf du mit all diesen Dingen hinauswillst. Aber du wirst es mir sicher noch sagen, und wenn nicht, dann komme ich und schüttle dich, bis du es endlich tust!“ (S. 291)

„Ich verstehe nicht alles, was du schreibst, und fürchte, du sagst mehr, als ich entschlüsseln kann, zum Beispiel […] das sind alles Dinge, da weiß ich nicht, was von alledem soll ich wörtlich und was eher als Bild oder Gefühlswert nehmen?“ (S. 322)

Philosophische und psychologische Betrachtungen, Gesellschaftskritik, die immer wieder anklingt, sind zwar ganz interessant, aber für meinen Geschmack zu oberflächlich.

Das Buch hat ganz klar Potential. Doch wurde es in meinen Augen nicht ganz glücklich umgesetzt. Das kann ein anderer Leser aber natürlich anders empfinden.

Man darf auf keinen Fall den Fehler machen und einen lockeren Roman à la „Gut gegen Nordwind“ erwarten. „Hanna und Sebastian“ ist um einiges anspruchsvoller.