Rezension

Emil und die Detektive waren gestern

Travis Delaney - Was geschah um 16:08? - Kevin Brooks

Travis Delaney - Was geschah um 16:08?
von Kevin Brooks

Bewertet mit 2.5 Sternen

Den heutigen Heranwachsenden kann man da schon etwas mehr zutrauen; sollte man sogar. Entstanden ist eine spannende Mischung aus Kinderbuch, Kriminalroman und Detektivgeschichte. Opfer, Trauer, Tätersuche – und mittendrin der 13jährige Travis Delaney. Die Handlung setzt bei der Beerdigung seiner Eltern ein. Travis bemerkt trotz seiner Traurigkeit einen ungebetenen Gast, einen ihm unbekannten Mann, der ihn und das Geschehen zu beobachten scheint. Als er noch dazu die Kamera bemerkt, mit der alles von dem Mann gefilmt wird, wird Travis argwöhnisch. Er hat eine böse Ahnung: wurden seine geliebten Eltern etwa ermordet? Wem waren sie zuletzt auf der Spur? Was haben sie herausgefunden, dass man sich genötigt sah, sie auf diese perfide Art für immer zum Schweigen zu bringen? Sie waren doch immer so vorsichtig.

Der frühe Tod der Eltern, ein Alptraum für jedes Kind. Und jetzt noch dieser ungeheure Verdacht. Der Junge hört auf seine innere Stimme und beginnt zu recherchieren. Aus dieser tiefen Trauer und den aufkeimenden Zweifeln erwächst die Spannung für den Leser. Aber was kann ein Kind gegen das sich eröffnende Mysterium ausrichten? Travis ist unwahrscheinlich tapfer und mutig. Unverdrossen nimmt er das Vermächtnis an, die Mörder seiner Eltern ausfindig zu machen. Man fühl mit ihm und möchte unbedingt, dass er die Schuldigen findet und dass ihm dabei nichts geschieht.

Er selbst hat sich erstaunlich schnell gefangen. Die Suche beginnt im Büro der Eltern. Tausend Gedanken gehen ihm durch den Kopf, ebenso dem jungen Leser. Die Hauptperson ist ja auch im selben Alter. Dadurch fesselt seine Situation noch mehr. Travis ist sehr reif und verständig für seine Jugend. Ihm wird jetzt erst so richtig klar, wie sehr seine Eltern ihm Vorbild waren, wie sehr er unbewusst von ihnen gelernt hat. Dies kommt ihm aber nun sehr zu gute. Er sucht verschiedene Lokalitäten auf, spricht mit sehr vielen Menschen verschiedenster Kolör. Dabei stellt er Fragen, wie es selbst ein ausgebildeter Kriminalkommissar nicht besser könnte. Dabei erkennt man das Kind, das er ja nun mal auch noch ist, kaum wieder. Der Personenkreis erweitert sich, je tiefer er sich in die Materie gräbt.

Trotz der vielen Dialoge und Ereignisse bleibt der Satzbau verständlich einfach und es wird nicht hastig erzählt. Das ändert sich aber nach dem ersten Drittel des Buches. Es werden Begebenheiten beschrieben, wo man auch gut den Jungen in Travis erkennen kann, seine Naivität und Offenherzigkeit. Das durchbricht den bisher erlangten Spannungsbogen teilweise und baut gleichzeitig auch eine Brücke zum Genre Kinderbuch. Turbulenzen treten auf, Action tritt in den Vordergrund. Es wird unruhiger, die kriminalistisch dominierte Spannung verändert sich, wie ich finde, etwas nachteilig. Eine Straßen-Kid-Gang ist nun ebenso involviert wie der britische Geheimdienst. Für mich als Erwachsenen zwar zu abstrus und wie mit Macht auf Unterhaltung getrimmt, werden die Jungen Leser dies mit Sicherheit nicht bemerken und einfach begeistert weiterlesen. Dennoch ein gelungener Auftakt für eine Kinder-Krimi-Reihe, weiß man doch nun alles über Travis, was es zu wissen gibt. Er kann ja das nächste mal auch etwas kleinere Bötchen backen. Das große Brot hat er ja hiermit gebacken.