Rezension

Endlich dem Thema gerecht geworden

Neunzehn Minuten - Jodi Picoult

Neunzehn Minuten
von Jodi Picoult

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

Es klingt wie ein Alptraum: In einer amerikanischen Kleinstadt kommt an einem ganz normalen Tag ein Junge schwer bewaffnet an die Schule und schießt wahllos auf Lehrer und Schüler. Neunzehn Minuten dauert der Horror, in dem er sich absolut unmenschlich verhält.
Als diese vorbei sind, gibt es jedoch einen großen Unterschied zu anderen Fällen: Der Täter hat überlebt.

Erzählt wird die Zeit bis zum Prozessende des Amokläufers aus den verschiedensten Perspektiven: Mitschüler, am Prozess beteiligte Anwälte und Beamte, Eltern der Opfer und des Täters. Eindringlich wird darüber berichtet, was nach dem großen Knall passiert. Und es werden Fragen aufgeworfen: Wer trägt Schuld daran, dass ein Amoklauf zustande kommt? Wirklich nur der Amokläufer selbst? Und am Ende ist nicht alles so, wie es zunächst schien...

Fazit:

Ein durchweg beeindruckendes Buch. Schnörkellos und eindrücklich geschrieben, erzählt es eben nicht nur die eine Sicht, wie es jedes andere Buch, das ich bisher über Amokläufe gelesen habe, getan hat. Anstatt sich nur auf die Opfer zu versteifen, hinterfragt es auch die Beweggründe des Täters und liefert eine außergewöhnliche Erklärung für das Geschehene. All das jedoch, ohne flach oder gar überzogen und unrealistisch zu wirken. Die Geschichte vermittelt das Gefühl, wirklich aus dem wahren Leben gegriffen zu sein und genau so passieren zu können - ein düsteres, trauriges Bild, jedoch auch voller Hoffnungsschimmer.
Mich persönlich hat vor allem die Perspektive der Mutter des Täters fasziniert - eine Rolle, die ich selbst noch nie in Erwägung gezogen hatte. Gerade ihre Entwicklung ist beeindruckend zu beobachten.
Und dann gibt es am Ende einen Knall. Etwas, das jegliche Erwartung untergraben hat, aber unglaublich viel erklärt und die Rätsel, die sich im Laufe des Buches angehäuft haben, alle auflöst. Eine geniale, unerwartete und trotzdem stimmige Geschichte mit Tiefe und einem fast schon beunruhigenden Realismus.
Definitiv lesenswert!