Rezension

Erschreckend, aufwühlend & der Realität sehr nah ...

The Circle - Dave Eggers

The Circle
von Dave Eggers

Bewertet mit 4 Sternen

Mae Holland kann ihr Glück kaum fassen und steigt mit vollem Elan in ihren neuen Job beim „Circle“ ein. Dieser Internetkonzern ist unglaublich, er schafft im Netz Ordnung und durch seine angebotenen Tools eine Transparenz, die es nirgendwo gibt. Aber das ist noch nicht alles, denn diese Firma strebt die Vollendung an, keine Kriminalität, keine Geheimnisse und Wissen für jeden auf der Welt. Mae ist begeistert und geht in ihrer Stelle darin total auf, sie liebt ihr Leben und die Firma und genießt abends die Partys auf dem Campus. Bis sie einen Mann kennenlernt, der sich für einen Mitarbeiter ausgibt, aber den sie in der Datenbank nirgendwo finden kann. Ist er ein Spion? Was macht er auf dem Gelände? Und warum fühlt sich Mae sosehr zu ihm hingezogen?

Dieses Buch wollte ich unbedingt, wegen dem brisantem Thema lesen, denn das Internet ist aus unserem aller Leben nicht mehr wegzudenken. Wie viel Zeit wir doch virtuell am Tag verbringen und es schon, wie eine Sucht ist, wenn wir nicht zum Handy greifen können. Information jetzt und überall ist aber nicht immer schön, oder? Mir macht das manchmal Angst und nach diesem Buch sind meine Bedenken nicht weniger geworden. Vergesst 1984 vom George Orwell, der Circle ist noch viel schlimmer.

Mae Holland ist eine junge Frau, Einzelkind und nach dem teuren Studium einfach in ihrer Stelle gefrustet. Gelangweilt, unterfordert und mit der Frage kämpfend, soll es das gewesen sein, nimmt sie die Chance wahr und nimmt die Hilfe ihrer Freundin an, um beim Circle einen Job zu bekommen. Mit großer Begeisterung steigt sie ein und wird schnell zu einer der besten Neulingen. Angagiert, energievoll und arbeitseifrig. Mae war mir von allem zu viel, eigentlich war sie unterwürfig, hat sich der Masse angepasst und sich nach oberflächiger Zuneigung gesehnt. Ihr ist gar nicht bewusst wie verletzend sie sich ihrer Familie und Freunde gegenüber verhält, wenn sie alles in die Welt posaunt, wie sie nicht in der Lage ist, Leben und Internet zu differenzieren. Nun gut, ich könnte jetzt noch einen ganzen Roman schreiben, aber ich mache es kurz, sie ist der perfekte Soldat und lässt sich lenken und mir total unsympathisch.

Überhaupt wurden meine Beklemmungsgefühle dieser Firma gegenüber immer größer und mit jeder Seite mehr, wurde ich wütender und schockierter, erst wollte ich auch gar keine Rezension schreiben, weil ich einfach so sauer war, aber dann dachte ich darüber nach und mir wurde klar, der Autor hat das gut gemacht, denn ich fühle es und es bewegt mich. Dave Eggers verpackt diese Firma nämlich wirklich als Bonbon, toller Arbeitsplatz, ein gutes Miteinander, gesundheitliche Überfürsorge und ein Abendprogramm mit Entertainment, was es einfach nirgends gibt. Man arbeitet nicht dort, man lebt und lässt seine vollen Kapazitäten fließen. So zumindest auf den ersten Blick. Am Anfang ist es noch Begeisterung und Staunen, aber mit jedem Tag mehr, weckt der Autor eine Unruhe beim Leser und einem Weckruf. Dieser soziale Druck, die ständige Kontrolle und diese überfreundlichen Hinweise, sich doch mehr virtuell einzubinden, gehen einem schnell auf den Geist und man fragt sich, warum machen das alle mit. Dann die ganze weitere Entwicklung schrie einfach nach Machtmissbrauch und alles andere als Freiheit des Geistes. Für mich ist dieses Buch wie eine Ohrfeige, wacht auf, passt auf und lasst euch nicht zu solch einem Wahnsinn zwingen. Tja, und die Realität ist so nah.

Allerdings, so toll, wie das Thema ist, hat der Autor es aber wirklich sehr langatmig erzählt. Er lässt sich sehr viel Zeit für seine Firmenentwicklung und ich fand, dafür waren es einfach zu viele Seiten. Man hat oft das Gefühl, es muss doch reichen, eine Episode weniger hätten nicht geschadet und was ich besonders irreführend fand, es gibt keine Wendung. Dave Eggers treibt alles auf die Spitze, überzieht jede Szene und treibt sein Schreckensszenario unumwindbar an. Wenn man einmal mit dem Kopf schütteln anfängt, hört man hier nicht mehr auf und ist über die Blindheit der Menschen schockiert. Ein Hirte, der seine Schafe zur Schlachtbank führt und als ob wir das nicht schon oft in der Geschichte hatten, fällt die Menschheit wieder drauf rein.

Ein Buch, was mehr als nur zu unserer Generation passt und es sollte ein großer Weckruf bleiben. Denn die menschlichen Abgründe können überall laueren und so eine gute Fiktion, lässt den Alltag im anderen Licht erscheinen.