Rezension

Faszinierende Recherchearbeit

Der Serienkiller, der keiner war
von Dan Josefsson

Bewertet mit 5 Sternen

Der schwedische Drogenhändler und Kleinkriminelle Sture Bergwall wird Anfang der 90er Jahre in die forensische Abteilung einer der größten psychiatrischen Kliniken des Landes eingewiesen. Unter dem Einfluss seiner Therapeuten gesteht er eine Vielzahl von Morden und wird verurteilt. Doch nichts davon ist wahr - Eine der größten Justizskandale der Geschichte.

Bereits am Anfang des Buches muss dem Leser klar werden, welch eine Fülle an Materialien zur Recherche dieser Begebenheiten durchgekämmt werden mussten: Es handelt sich hierbei um mehrere hunderte an Seiten in Form der Patientenakte, Vernehmungsprotokollen, Zeitungsartikeln und vielem mehr, welche gelesen und analysiert werden. Zudem wurden zusätzlich, teils unter Angabe falscher Gründe, Interviews mit den entsprechenden Kommissaren, Anwälten und selbstverständlich Psychotherapeuten geführt. Allein diese Arbeit ist bereits beeindruckend.

Doch vielmehr fasziniert die Aufarbeitungsweise der Vorfälle, die chronologisch geordnet sind, wobei immer wieder auf Erkenntnisse der Revisionsverfahren Bezug genommen wird. Dabei werden die Lebensläufe Margit Norells und Sture Bergwalls bis zu ihrem Überschneiden getrennt skizziert, um anschließend ineinander zu greifen. Auch auf die damalige Forschung im Bereich der Psychotherapie wird intensiv eingegangen. All das wird so detailliert und mit klarer Sprache beschrieben, dass es sich anfühlt als würde man einen Psychothriller lesen, der seinesgleichen sucht. Erschreckend wird gezeigt, wozu der Mensch bereit ist, um der Einsamkeit zu entfliehen.
Dieses Buch kann ich jedem, vor allem aber Interessenten der Psychologie und Psychotherapie empfehlen!