Rezension

Fesselnde, geheimnisvolle Familiengeschichte

Ein Sommer in Irland - Ricarda Martin

Ein Sommer in Irland
von Ricarda Martin

Die New Yorkerin Caroline lebt mit ihrer Tochter Kim, nach der Trennung von ihrem Mann, in einem kleinen Appartment. Caroline arbeitet bei einem Kunsthändler und findet nur wenig Zeit für Privatleben. Kim rebelliert und stellt sich immer mehr auf die Seite des Vaters. Caroline verzweifelt an der Tatsache, das sie zu ihrer Tochter keinen Zugang mehr findet.
Da kommt das Angebot ihres Chefs gerade recht. Sie soll, für ihn, ein altes wertvolles Buch, das auf einer Auktion in Cardew Castle versteigert werden soll, ausfindig machen und auf seine Echtheit überprüfen.
Ein ganzer Sommer in Irland, gemeinsam mit ihrer Tochter, scheint für Caroline genau das Richtige zu sein. Endlich bekommt sie Gelegenheit, Kim das Land ihrer Vorfahren näher zu bringen. 
Ein Buchhändler überlässt Caroline einen scheinbar fiktiven Roman. Er handelt von Amy, die ausgerechnet auf Cardew Castle ein schreckliches Schicksal erlebt hat. Wahrheit oder nur eine Geschichte? 
Ein Mythos rankt sich um das altehrwürdige Schloss. Die Dorfbewohner vermeiden es über die Vergangenheit zu reden und versuchen etwas zu verbergen. Nur was? Selbst der Verwalter verhält sich ominös und distanziert. Und was hat es mit dem verünglückten Paar auf sich, das vor Jahrzehnten einen Unfall erlitt? Stellten sie auch zuviele Fragen über Cardew Castle?
Ehe sich Caroline versieht, steckt sie mitten in einer Verschwörung, die weit in die irische Geschichte hineinreicht und mit ihren eigenen Wurzeln verknüpft ist. 
Gelingt es Caroline das Geheimnis von Cardew Castle und die Identität von Amy zu lüften?

Der Autorin Ricarda Martin ist es mit diesem Roman gekonnt gelungen, die Vergangenheit mit der Gegenwart zu verbinden. Als Leser geht man über eine Brücke von gestern zu heute und erlebt dabei eine ergreifende Familientragödie, die vor langer Zeit ihren Anfang nimmt. Nach und nach erschließen sich die Zusammenhänge und je mehr sich die beiden Handlungsstränge annähern und miteinander verknüpft werden, desto mehr steigt die Spannung. Man bekommt eine leise Ahnung worauf es hinauslaufen könnte, dennoch verblüfft die Autorin bis zuletzt mit neuen Fakten und Wendungen.

Man merkt als Leser, das sich Ricarda Martin in Irland richtig wohlfühlt. Die Story profitiert vom gut recherchierten und fundiertem Hintergrundwissen zu Irlands Zeitgeschichte. Obwohl eine fiktive Erzählung, kann man sich durchaus ausmalen, das Amy`s Schicksal viele Frauen in der damaligen Zeit ereilt hat. Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen, Verfolgung von Minderheiten und Wderständler sind einige der Themen, die hier aufgegriffen werden und leider sind manche Misstände auch heute noch so brisant wie damals, wenn auch nicht unbedingt in Irland.

Eine zeitlose Lektüre, die einen bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt und einen festen Platz in meinem Bücherregal erhält. Sicherlich wird dieser Roman, noch einige Male, gelesen werden, sei es von mir oder anderen Familienmitgliedern und es gibt wahrlich nicht viele Bücher, die dieses Kriterium erfüllen.

Großes Kopfkino vor traumhafter Kulisse.

5 Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung von mir.