Rezension

Forschungsreise zu den Traumpfaden der Aborigines

Südsternjahre 1 - Rebecca Maly

Südsternjahre 1
von Rebecca Maly

Bewertet mit 5 Sternen

~~1880 Cambridge/England. Die 27-jährige Florence assistiert ihrem Vater, einem Professor an der Universität, beim Sichten und Katalogisieren von ausländischen Artefakten. Dabei hat Florence selbst studiert, nur durfte sie nie einen Abschluss machen, da dies Frauen verboten war. Während ihr Eltern schon über einen geeigneten Heiratskandidaten nachdenken, träumt Florence davon, selbst in die Welt hinauszuziehen und zu forschen. Auf einem Fest lernt sie Ernest Furbish kennen, der bald auf eine Expedition nach Australien aufbrechen wird, um dort die Eingeborenen zu studieren. In Florence findet er nicht nur eine geeignete Gesprächskandidatin, sondern auch die Frau, die sein Herz im Sturm erobert. Davon merkt Florence allerdings nichts, trotzdem willigt sie in eine Zweckheirat mit Ernest ein, um ihn auf der Expedition begleiten zu können. Schon die Überfahrt mit dem Schiff ist eine aufregende Erfahrung für Florence, dort trifft sie auch auf den geheimnisvollen Schweden Magnus Frederikson und seinen Gehilfen Tom, einen jungen Aborigine. Doch kaum in Perth eingetroffen, trennen sich ihre Wege. Florence und Ernest erleben auf ihrem Weg zu den Eingeborenen so manche gefährliche Situation. Das plötzliche Auftauchen von Tom macht Florence erst stutzig, doch bald ist er ihr ständiger Begleiter. Von den Aborigines werden sie nach einer Weile geduldet und wohl gelitten, erfahren von alten Geschichten, Heiligtümer und Ritualen. Mit der Zeit entsteht zwischen Florence und Ernest ein tiefes Gefühl der Liebe. Doch die Aborigines werden gejagt und durch die Einwanderer von ihrem eigenen Land vertrieben. Es gibt immer mehr Tote zu beklagen; Ernest und Florence wissen nicht, wie sie helfen können, und eines Tages steht auch noch Magnus vor der Tür…
Rebecca Maly hat mit ihren fünf Büchern der Serie „Südsternjahre“ einen sehr unterhaltsamen und fesselnden historischen Roman vor der exotischen Kulisse Australiens vorgelegt. Der Schreibstil ist schön flüssig und lässt den Leser schnell abtauchen ins 19. Jahrhundert, um mit Florence die Engstirnigkeit der Universität zu beobachten, sie auf abenteuerliche Reisen zu begleiten, um fremde Kulturen zu erforschen und um der Liebe zu begegnen. Dabei erfährt man ihre Gefühls- und Gedankenwelt sowie ihr Interesse an der Andersartigkeit der Welt. Schon die Reise ist wundervoll beschrieben, aber auch die Landschaftsbeschreibungen und die Tierwelt sind so farbenprächtig geschildert, dass der Leser alles direkt vor Augen hat. Die Handlung wird aus zwei Perspektiven erzählt, die eine berichtet von Florence und Ernest, die andere lässt einen jungen Aborigine zu Wort kommen. Im letzten Drittel werden diese Handlungsstränge dann zusammengeführt und ergeben ein ganzes Bild. Ebenso wird die Stellung der Frau zur damaligen Zeit beleuchtet und zeigt auf, wie viel sich die Welt heute doch verändert hat und es Frauen ebenso erlaubt ist, einen Abschluss zu machen und zu forschen, ohne sich verleugnen zu müssen.
Die Charaktere sind schön ausgearbeitet und platziert worden. Sie haben alle ihre Sorgen und Nöte, Ecken und Kanten, wirken sehr lebendig und real. Florence ist eine selbstbewusste Frau, die weiß, was sie will und die sich ihre Träume erfüllen will. Sie hat ein gewinnendes Wesen, ist interessiert, weltoffen und hilfsbereit. Ernest ist ein eher ein unsicherer und zurückhaltender Mann, der für seine Forschungen lebt. Für seine Familie ist er das schwarze Schaf. Ernest sind gesellschaftliche Konventionen nicht wichtig, er schätzt Intelligenz und echtes Interesse für seine Arbeit. Tom ist ein junger Mann, der in der Vergangenheit einige Verluste sowie Misshandlungen erleben musste. Er ist eher still und beobachtet alles um sich herum, doch in der Not ist er oft rechtzeitig zur Stelle. Tom hütet ein Geheimnis und öffnet sich nur denen, die es sich verdienen. Auch die anderen Protagonisten sind sehr schön gewählt und lassen die Handlung durch ihr Erscheinen an Spannung oder Bildhaftigkeit gewinnen.
„Südsternjahre“ ist ein spannender historischer Roman, der Liebe, Freundschaft, Geheimnisse und Verrat vor dem schönen australischen Outback vereint. Alle Liebhaber dieses Genres werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Eine Leseempfehlung für einen schönen Lesegenuss!