Rezension

Franzens "Unschuld"

Unschuld
von Jonathan Franzen

Bewertet mit 3.5 Sternen

Franzen erzählt mit viel Geschick und einladendem Gestus aus den Perspektiven seiner in einem Netz aus Beziehungen, Schuld und Einflussnahme verstrickten Figuren. Dabei müssen sich alle totalitären Zugriffen erwehren, die zum Teil behauptet werden, zum Teil Wirklichkeit sind: dem Zugriff des DDR-Regimes, dem aufs Totale zielenden Einfluss der Mutter Katya oder der Ehefrau Anabel, der rücksichtslosen und bilderstürmenden Öffentlichkeitssucht der Whistleblower und dem "totalen" Griff des Internets in alle Lebensbereiche des Menschen.

Mir hat dabei die menschliche Seite der Geschichte gefallen, die ins Zentrum gerückte Figur von Tom Aberant und das Suchen Pips. Auf die letzten 75 Seiten, nach den abschließenden Ereignissen in Los Volcanos, hätte ich verzichten können. Und Franzen hätte auf diesen seichten Abspann verzichten sollen.