Rezension

Für alle John Irving-Fans

Die Kunst des Feldspiels
von Chad Harbach

In diesem Buch geht es sicher nur um Baseball. Könnte man zumindest anhand des Covers denken. Weit gefehlt! Es geht um Basball, ja auch. Aber dieses Buch birgt noch so viel mehr, dass man im Nachhinein gar nicht glaubt, wie das alles da rein gepasst hat.

Zuerst geht es um Henry, ein Baseballtalent aus einer Kleinstadt in der amerikanischen Provinz. Der hat Würfe drauf, die man einem Jungen seiner Statur gar nicht zutraut. Das fällt auch Mike Schwartz auf, der ihn daraufhin ans Westish College holt, um aus Henry einen Teil der dortigen Mannschaft zu machen.
So rückt Henry auf private Intervention als Nachzügler ins Collegeleben ein und ist vorerst auf sich allein gestellt. Sein schwuler Zimmergenosse Owen ist meist mit seinem Freund unterwegs und von Mike Schwartz sieht er auch nichts, denn der ist noch mitten in der Football-Saison gefangen. Sobald diese allerdings vorbei ist, widmet sich Mike Schwartz ganz seiner Entdeckung, dem Supertalent Henry. Den versucht er mit jeder Menge Training und Nahrungsmittelergänzung auf Baseball-Gardemaß zu bringen.
Das gelingt auch ganz gut und schnell wird aus dem Hänfling Henry der gefeierte Shortstop, Aspirant auf einen neuen Rekord in fehlerfreien Spielen und designierter Nachfolger seines großen Idols Aparicio Rodriguez.

Bis zu seinem ersten Fehlwurf. Dieser bringt direkt seinen Zimmergenossen ins Krankenhaus und setzt einen Strudel von Ereignissen in Gang, der einem fast den Atem nimmt.
Der Präsident der Uni, Guert Affenlight, ist in Owen verliebt und offenbart sich ihm. Affenlights vor einer gescheiterten Ehe geflohene Tochter Pella kommt mit Mike Schwartz zusammen (ein späteres Anekdötchen mit Henry inklusive). Und Mike Schwartz, der schon nahe am körperlichen Wrack ist, versucht Henry wieder hinzubekommen. Denn der ist nach diesem Fehlwurf in ein bodenloses Loch gefallen, ihm gelingt auf dem Spielfeld einfach gar nichts mehr und dabei war doch Baseball so ziemlich alles, was er hatte.

“Wird auf direktem Weg zum Klassiker” schreibt der San Francisco Chronicle im Klappentext. Genau so sieht’s aus! Ein wunderbares Buch über Freundschaft, Familie (auch wenn diese nur eine rudimentäre ist und etwas zerrüttet), dem Streben nach Idealen (den eigenen oder denen anderer) und dem Versagen darin.  Natürlich geht es auch um Liebe und wie trotzdem alles gut werden kann.
Und um Herman Melville.