Rezension

Für mich nur zum Teil lesenswert

Mademoiselle Eiffel und der Turm der Liebe -

Mademoiselle Eiffel und der Turm der Liebe
von Sophie Villard

Bewertet mit 3 Sternen

Der Roman erzählt die Geschichte des Baus des womöglich berühmtesten Turms der Welt, des Eiffelturms. Im Mittelpunkt steht die Tochter Gustave Eiffels, Claire, verheiratet mit Adolphe Salles, einem Mitarbeiter ihres Vaters, und Mutter eines kleinen Sohnes. Claire arbeitete als Privatsekretärin ihres Vaters.

Leider konnte mich die Autorin mit diesem Roman nicht so packen wie gewohnt. Claire kommt mir einfach nicht näher, sie wird nicht richtig lebendig für mich. Erzählt wird aus Claires Perspektive, allerdings nicht in Ich-Form, und eigentlich könnte sie eine faszinierende Frau sein, selbstbewusst, stark und eigenständig im Denken, doch leider stellt Sophie Villard sie mit recht altmodischem Denken und zudem übertrieben eifersüchtig dar. Anscheinend musste unbedingt das Thema Liebe mit in den Roman, was ich nur bedauern kann.

So kommt mit einem Subunternehmen eine Frau ins Spiel, die sich um Adolphe zu bemühen scheint. Claire reagiert darauf sehr übertrieben, überhaupt wirkt das Ganze sehr aufgesetzt, zumal es offensichtlich reine Fiktion ist. Berührt hat mich das nicht, sondern eher genervt. Auch andere Dinge im Roman wirken auf mich aufgesetzt bzw. unnötig, und geben dem Roman leider viel Vorhersehbarkeit (abseits des allgemein Bekannten) und Klischée.

Neben den Eiffels/Salles spielt Gordon Bennett eine größere Rolle, er ist Herausgeber des Pariser Ablegers der us-amerikanischen Zeitung The Herald, und dem Eiffelturm sehr zugeneigt, ganz im Gegensatz zu den französischen Zeitungen, die, wie auch viele Künstler, den Bau regelrecht verteufeln. Der Bau des Eiffelturms stand zeitweise unter keinem guten Stern, und da die Eiffels viel Privatvermögen investiert hatten, drohte ihnen ein Bankrott, sollte sich der Bau nicht verwirklichen lassen. Auch wenn man heute weiß, wie bedeutend der Turm ist, ist es interessant und spannend dies mitzuverfolgen. Gordon Bennett wird übrigens als eine Art Pendant zur o. g. Frau dargestellt, denn er scheint an Claire interessiert. Ich fand ihn übrigens viel interessanter und sympathischer als Claire.

Eine weitere Rolle spielt Valentine, Claires Schwester. Leider werden die weiteren Kinder Gustave Eiffels nur in wenigen Nebensätzen, und dann auch nur als „Geschwister“ erwähnt. Ich finde das sehr schade, spielt doch das Privatleben der Familie eine zentrale Rolle.

Sehr gut gefallen haben mir die Begegnungen mit historischen Persönlichkeiten, so u. a. Henri de Toulouse-Lautrec, Jules Verne und Annie Oakley, das macht den Roman authentischer und gibt ihm mehr Atmosphäre. Auch die Einbeziehung der, vor allem italienischen, Arbeiter, und deren Leben im Umfeld des Turms, fand ich interessant.

Lesenswert ist auch das Nachwort, hier erfährt man manches über Fakten und Fiktion – für mich in einem guten historischen Roman unbedingt notwendig. Der Roman ist gut lesbar, man fliegt nur so durch die Seiten, auch habe ich einiges gegoogelt und auch Neues gelernt.

Leider ist mir der Roman zu liebeslastig, zumal vieles davon aufgesetzt wirkt, und Claire in meinen Augen in kein gutes Licht setzt, sie kam mir auch leider von Anfang an nicht nahe. Die Hintergründe rund um den Bau des Eiffelturms dagegen sind interessant und spannend.