Rezension

Geheimnisvolle Reise in die Vergangenheit

Porträt auf grüner Wandfarbe -

Porträt auf grüner Wandfarbe
von Elisabeth Sandmann

Bewertet mit 4 Sternen

Alles beginnt mit dem Anruf, den die Übersetzerin Gwen erhält. Ihren geplanten Urlaub muss sie wohl verschieben, da ein Auftrag nicht vollständig erledigt ist. Da dies zum wiederholten Male nicht an ihr liegt, will sie endlich einen Schlussstrich ziehen, zumal diese Übersetzungen sowieso nicht sehr gut bezahlt werden. So kündigt sie kurzerhand und macht sich auf den Weg von London zu ihrer Tante Lily nach Berlin und nach Köslin, das heute in Polen liegt. Bald findet sie Tagebücher, deren Inhalt sie in die Vergangenheit, in tief Verborgenes führen.

Es sind die Erinnerungen von Ella, die sie bis 1938 aufgeschrieben hat. Gwen beginnt zu lesen, taucht immer tiefer ab, befindet sich gedanklich auf Schloss Elmau und auf einem Gutshof bei Köslin, das damals der preußischen Provinz Pommern angehörte und es verschlägt sie  auch in das Berlin der 1920er Jahre. Mit Ella ist auch Ilsabé dabei und hier spannt sich der Bogen um Gwens Familiengeschichte, Ilsabé ist ihre rüstige, 94jährige Großmutter.  

Es ist die Zeit nach dem Ersten bis hinein in den Zweiten Weltkrieg. Das Leben während dieser schweren Jahre wird greifbar, die weit verzweigte Familie und deren Schicksal fordert nicht nur Gwens ganze Aufmerksamkeit. Es dauert schon, bis die einzelnen Figuren halbwegs zuzuordnen sind. Ist man erst man drin im Familiengefüge, macht das Hören doppelt Spaß. Denn ich habe dem Hörbuch, wundervoll vorgetragen von Elisabeth Günther, gelauscht. Sie gibt jedem einzelnen Darsteller seinen ganz eigenen Charakter und, was mir sofort aufgefallen ist, was mir gut gefallen hat, war die zuweilen bayerische Klangfärbung.

Wie die einzelnen Erzählstränge in Beziehung zueinander stehen, schimmert durch und wird später dann zunehmend sichtbar. Elisabeth Günther ist eine vielschichtige Familiengeschichte gelungen, ein Porträt, das Zeiten und Orte überdauert.