Rezension

Gelungen: Einfühlsamer und ruhiger Krimi

Am Abend des Mordes - Håkan Nesser

Am Abend des Mordes
von Håkan Nesser

Bewertet mit 4 Sternen

Der neue Fall für Kommissar Barabarotti beginnt mit einem Schicksalsschlag: Nach nur kurzer Zeit des Zusammensein stribt seine Frau Marianne. Über das Kennenlernen der Beiden konnte man in "Eine ganz andere Geschichte" - Barbarottis zweitem Fall - lesen. Vor allem deswegen und wegen einiger kleiner Anspielungen auf diesen Fall, empfehle ich die "ganz andere Geschichte" vorher zu lesen. Zum Verständnis des neuen Falls ist es zwar nicht nötig, die Geschichte des Kommissars verliert aber viel ohne dieses Hintergrundwissen.

Nesser hat mit "Am Abend des Mordes" einen Krimi ohne Eile geschrieben. Die Geschichte kommt ruhig und nachdenklich daher. Barbarotti arbeitet einen nicht gelösten Vermisstenfall auf, in den eine verurteilte Mörderin verwickelt ist. Bei beiden Fällen wurde gepfuscht und sie hängen irgendwie zusammen. In Passagen begleiten wir Ellen Bjarnebo, die sehr sympatische Mörderin, über die Stunden vor dem Mord. Einfühlsam werden hier ihre Situation und ihre Gedanken beschrieben.

Dass es sich um einen alten Fall, ein "cold case" handelt, passt zur Stimmung des Krimis. Alles wirkt entschleunigt. Der Tod von Barbarottis Frau zieht sich wie ein dünner roter Faden durch den Krimi. Trotzdem ist es ein spannender Fall. Stück für Stück findet er Hinweise und Puzzelstücke; Stück für Stück findet er ins Leben abseits der Trauer zurück. Es lädt zum mitraten ein und wartet mit einer überraschenden Auflösung auf.

Nessers Kommissar Van Veeteren liegt mir ein wenig mehr als Barbarotti. Trotzdem ist "Am Abend des Mordes" ein gut lesbarer, ruhiger Krimi. Wer Aktion liebt ist hier falsch. Wer gute Charaktere mit Hintergrund und einen stimmungsvollen sowie stimmigen Krimi schätzt, der sollte hier zugreifen.