Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

Gelungene, spannende Fortsetzung.

Das Tal Season 1.2. Die Katastrophe - Krystyna Kuhn

Das Tal - Season 1, Die Katastrophe
von Krystyna Kuhn

Nach dem spannenden Ende des ersten Bandes konnte ich es nicht erwarten, hier weiterzulesen und habe mir recht schnell den zweiten Band besorgt. 

Auffallend ist natürlich der Perspektivenwechsel: Hat im ersten Band noch Julia den Großteil der Geschichte erzählt, erlebt man dieses Abenteuer nun aus der Sicht von Katie. Diesen Wechsel fand ich angebracht, denn den Großteil von Julias Geschichte kennt man ja nun schon, während die anderen Protagonisten doch noch ziemlich geheimnisvoll bleiben. Gerade Katie ist in dieser Hinsicht im ersten Band besonders ausgefallen (wenn man jedoch darüber nachdenkt, weiß man auch kaum etwas über die anderen Charaktere).

Erzähltechnisch setzt der Band einige Monate nach dem Todesfall wieder an und geht dabei insbesondere auf die acht - angeblich - verschwundenen Studenten ein, deren Gedenkstein die Protagonisten im letzten Buch entdeckt haben. Das ist natürlich ein besonders interessanter Punkt, da ja auch Julias Verhältnis zu diesen Studenten einiges an Potenzial birgt. Übrigens gibt es auch einige wenige Kapitel aus ihrer Sicht, die zur Aufklärung des Ganzen beitragen.
Nicht nur die verschwundenen Studenten sind hier ein großes Geheimnis, auch die Charaktere bleiben definitiv sehr geheimnisvoll. Man weiß einfach nichts über sie, erfährt sehr wenig und nur häppchenweise Details. Das macht das Ganze doch noch spannender. Dazu gibt es noch das Grace College, das ebenfalls nicht unbedingt die offenste Schulpolitik ausführt und dazu noch der Gletschersee, bei dem sich viele Fragen stellen: Temperatur, keine Fische usw. Statt einer Klärung von bestehenden Fragen, kommen immer mehr neue Fragen dazu und das kleine Fragezeichen, das ich beim ersten Lesen schon über dem Kopf hatte, wurde mit jeder Seite noch größer.
Nichtsdestotrotz strotzt das Buch wieder vor lauter spannenden Elementen und man fiebert doch gerade auf der Klettertour mit.

Zu den bereits vorhandenen Protagonisten kommen in diesem Band wieder zwei neue Charaktere dazu, die allerdings nicht zur Aufklärung von Fragen beitragen, sondern eher noch neugieriger machen: Ana, die Bergführerin, und Paul Forster, Sohn des Lehrers Forster, der Katie wiederum auf dem Kieker hat. Beide sind so gestaltet, dass man wieder praktisch nichts über sie weiß und somit diese ganze Unsicherheit und das Unwissen einfach noch mehr verstärkt werden.
Ich fand Katie von allen Charakteren im letzten Band den, der mich am meisten interessiert hat und hab mich deshalb gefreut, dass ihre Sicht hier beschrieben wird. Es gab wirklich einen schönen Einblick in ihr Leben und ihre Gedankenwelt sowie die Vergangenheit. Wie auch Julia (und Robert) trägt sie eine eher unschöne Vergangenheit in sich verschlossen, die auch einiges von ihrem Benehmen erklärt. Man wird nicht gleich mit der kompletten Leidensgeschichte konfronitiert, sondern erfährt im Verlauf des Buches immer mehr Details, die sich am Ende wie ein Puzzle zusammensetzen.
Schade fand ich, dass kein kleines Kapitel die Sicht der zurückgebliebenen Freunde beschreibt, obwohl ich auch nicht traurig war, dass Debbie keine Rolle spielte. Selbst die Szenen am Anfang haben mir gereicht, und das nicht nur aufgrund ihres Charakteres, sondern auch aufgrund der Art und Weise, wie die anderen sie behandeln - Mobbing vom Feinsten aufgrund ihrer Figur. Ich mag so etwas einfach nicht, auch wenn sie ein nerviger Charakter ist.

Fazit

Ein mehr als nur gelungene Fortsetzung, die wieder vor Spannung trotzt. Wermutstropfen war das Fehlen von Charakteren, wie beispielsweise Robert, der das Ganze sicherlich noch interessanter gestaltet hätte.