Rezension

Gelungener erster Teil

Die Fabrik der süßen Dinge – Helenes Hoffnung -

Die Fabrik der süßen Dinge – Helenes Hoffnung
von Claudia Romes

Bewertet mit 5 Sternen

Bitte einzutreten – schon das Cover lädt ein, von all den süßen Dingen zu kosten. Wir befinden uns in Köln im Jahre 1927, die Süßwarenmanufaktur der Familie Ratschek wird von Theodor geleitet, seine beiden Söhne Alfred und Henri werden nach seinem Ausscheiden die Firmenleitung übernehmen. Für seine einzige Tochter Helene ist da kein Platz, auch wenn sie es ist, die mit Leidenschaft neue Rezepte kreiert, denn ihre Brüder haben dahingehend eher wenig Interesse. Ihr Vater hält an Altbewährtem fest, er ist der Patriarch und alle haben sich seinen Anweisungen zu fügen. Auch Helene, für die er einen geeigneten Ehemann auswählt. Er ist das, was man eine gute Partie nennt, sein nicht unbeträchtliches Vermögen wäre eine willkommene Finanzspritze. Soweit, so wohl bekannt. Von Helene wird erwartet, dass sie sich fügt, auch wenn der Auserwählte neben den monetären Vorzügen ansonsten nichts zu bieten hat.

Vor hundert Jahren war die Welt der Frau noch eine ganz andere. Die Männer hatten das Sagen, die Frauen mussten sich fügen, ihre Rolle war vorgegeben, das Korsett eng geschnürt. Auch Helene bekommt dieses althergebrachte Rollenbild zu spüren. Ihr Bruder Alfred ist von sich eingenommen, er gleicht in vielem seinem Vater. Die Frage, ob er für die Firmenleitung geeignet ist, stellt sich nicht. Und Henri geht mit Leidenschaft seinem Kunststudium nach, einzig Helene zeigt nicht nur Interesse, sie bringt sich ein, mit Lakritz und Weingummi zaubert sie die verführerischsten Kreationen. Und doch hat sie hier in Köln keine Chance. Nach wiederholten Zwistigkeiten flieht sie nach Hamburg, das Schicksal nimmt seinen Lauf…

„Die Fabrik der süßen Dinge - Helenes Hoffnung“ aus der Feder von Claudia Romes ist der unterhaltsame erste Teil um die fiktive Familie der Kölner Süßwarenhersteller von Ratschek. Der Autorin ist es bestens gelungen, ihre Charaktere lebensnah, lebendig und facettenreich darzustellen, sie sind authentisch, haben Ecken und Kanten und manchmal auch sehr viel mehr. Im Mittelpunkt steht Helene, eine Frau, die nach vielen Enttäuschungen ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt, die sich mehr und mehr emanzipiert. Neben all den verführerischen Süßigkeiten, deren Duft mir bei so mach unwiderstehlichen Beschreibung entgegenströmt, lese ich von Freundschaft und Vertrauen, von Verrat und Hinterhältigkeit, aber auch von Liebe und Leidenschaft. Das Leben verläuft nicht geradlinig, für niemanden. Irgendwann muss auch Helene sich entscheiden und sie hat sich entschieden. Wehmütig klappe ich das Buch zu und freue mich auf den zweiten Band, auf „Helenes Träume.“