Rezension

Große Gefühle und Geheimnisse im Luxushotel

Das Haus der geheimen Versprechen - Kimberley Wilkins

Das Haus der geheimen Versprechen
von Kimberley Wilkins

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die Autorin schafft es schnell, den Leser mitten ins Geschehen zu katapultieren und miträtseln zu lassen: Warum ist das Verhältnis zwischen Lauren und ihrer Mutter so gespannt? Was hat es mit ihrem verstorbenen Bruder auf sich? Und wem gehören die alten Liebesbriefe, die Lauren im verlassenen Hotel findet?
Anfangs hatte ich mit Protagonistin Lauren meine Schwierigkeiten, weil sie so unfassbar naiv und unbeholfen ist, dass man manchmal nicht weiß, ob man ihr den Kopf tätscheln oder sie kräftig schütteln soll. Nach und nach erfährt man mehr über ihre Familiengeschichte und merkt, dass sie bis jetzt noch nicht viel Gelegenheit hatte, ihre Erfahrungen mit der Welt und anderen Menschen - vor allem Männern - zu machen.
Neben den Sympathieträgern sind auch genug Figuren vertreten, die für Bluthochdruck beim Leser sorgen, sei es Laurens erdrückende Mutter oder Floras schmieriger Verlobter, der immer nur im Rudel mit seinem nervtötenden Gefolge aufzutreten scheint.
Wechsel zwischen den beiden Zeitebenen und einige Cliffhanger sorgen für zusätzliche Spannung; leider kamen einige Hinweise für meinen Geschmack doch zu früh und zu deutlich. Ich hätte gerne mehr gerätselt, so war aber doch relativ bald klar, wohin der Hase läuft.
Am Ende werden alle Erzählfäden zusammengeführt, was teilweise schon unübersichtlich wird.
Insgesamt hatte ich mir ein bisschen mehr Zeitkolorit erhofft - das Hotel wirkte ein wenig wie eine Zeitkapsel. Man erfährt zwar einiges über Kleidung, Arbeit und Freizeit der Menschen, die sich darin befinden, aber leider nicht viel von der Außenwelt. Während ich bei anderen Romanen, die auf unterschiedlichen Zeitebenen spielen (z.B. von Kate Morton oder Katherine Webb) das Gefühl hatte, tatsächlich mittendrin in einer bestimmten Zeit gelandet zu sein und durch das Lesen etwas aus einer anderen Zeit "mitgenommen" zu haben, fehlt mir dieser "Lerneffekt" beim "Haus der geheimen Versprechen" leider.
 

Fazit:
Wer kurzweilige Unterhaltung mit lebendig gezeichneten Figuren sucht, dürfte mit "Das Haus der geheimen Versprechen" gut unterhalten sein. Für mich kam es leider nicht ganz an vergleichbare Unterhaltungsromane heran, zum Beispiel an die vielschichtigen Romane von Kate Morton