Rezension

Gurkendynastie

Spreewaldtod - Christiane Dieckerhoff

Spreewaldtod
von Christiane Dieckerhoff

Bewertet mit 3.5 Sternen

Noch hat die Kommissarin Klaudia Wagner mit den Folgen ihres letzten Falles zu kämpfen. Jede Ablenkung, die ein wenig Vergessen bringen könnte, wird dankbar angenommen. Eine Tanzveranstaltung mit der Kollegin Wibke ist eine willkommene Abwechslung, wenn auch Klaudia nicht jede Sekunde genießen kann. Der Schreck ist allerdings groß als am nächsten Morgen die Leiche eines jungen Mannes gefunden wird, bei dem es sich vermutlich um einen der vielen Erntehelfer handelt, die während der Gurkenernte den Spreewald bevölkern. Doch wer könnte etwas gegen den Jungen gehabt haben. Zumindest war er ein Liebling der Frauen. Ist er vielleicht Opfer eines eifersüchtigen Dritten geworden.

 

In ihrem zweiten Fall hat Klaudia Wagner die tragischen Ereignisse, die zur Lösung des vorherigen Falles führten noch nicht überwunden. Die Bilder stehen ihr noch lebhaft vor Augen und auch ihr Tinnitus macht sich wieder bemerkbar. Die Krönung ist natürlich, dass sie auch noch mit dem Kollegen Demel zusammenarbeiten muss, der für den erkrankten Thang eingesprungen ist. So sind die äußeren Umstände zu Beginn der Untersuchung nicht die allerbesten. Und die Befragten schweigen beharrlich oder geben nur Halbwahrheiten preis. Trotz aller Widrigkeiten machen sich die Beamten mit großem Eifer daran, das Rätsel um den Verstorbenen zu lösen.

 

Ruhig aber zielstrebig macht sich Klaudia daran hinter das Geheimnis um den Tod des jungen Erntehelfers zu kommen. Immer noch fühlt sie sich wie eine Fremde, die die aus dem Ruhrgebiet stammende ja auch ist. In Lübben und Lübbenau scheint jeder jeden zu kennen, aber nicht unbedingt mag jeder jeden. So ist der Heimkehrer aus Berlin, bei dem einige der Erntehelfer arbeiten, nicht so wohlgelitten. Klaudia beschäftigt sich mit dem Beziehungsgeflecht, dass in den kleinen Spreewald-Orten gesponnen ist. Einerseits froh, den Touristenströmen zu entkommen, ist Klaudia andererseits noch nicht völlig heimlich in der Gegend der Spreewald-Gurken. Nicht alle Kollegen sind dabei eine große Hilfe, aber es kristallisiert sich doch heraus, dass Klaudia sich auf einige derer verlassen kann. Ihr langsames sich einleben in der fremden Umgebung mit den nicht so offenen aber doch herzlichen Einheimischen, macht einen erheblichen Teil des Reizes aus, den dieser geradlinige Krimi verströmt. Der eigentliche Fall dagegen wird erst gegen Ende richtig spannend und auch überraschend. So wie man allerdings zurzeit den Sommer herbeisehnt, ein wenig davon kann man bei der Lektüre dieses unaufgeregten aber dennoch fesselnden Sommer-Krimis schon jetzt erahnen. Und wie es sich bei einer Reihe gehört, bleiben genug Fragen offen, um Vorfreude auf den nächsten Band wecken  zu können.