Rezension

Hält nicht, was der Hype verspricht

Solange wir lügen - E. Lockhart

Solange wir lügen
von E. Lockhart

Bewertet mit 3 Sternen

Eine wohlhabende und angesehene Familie. Eine Privatinsel vor der Küste Massachusetts. Ein Mädchen ohne Erinnerungen. Vier Jugendliche, deren Freundschaft in einer Katastrophe endet. Ein Unfall. Ein schreckliches Geheimnis. Nichts als Lügen. Wahre Liebe. Die Wahrheit.

 

Ach, Goodreads... Mir ist dieses Buch hauptsächlich aufgefallen, weil es letztes Jahr den Goodreads Choice Award gewonnen hat. Wer weiß, ob ich es sonst jemals gelesen hätte (hätte ich wegen der ganzen guten Meinungen vermutlich schon noch getan, früher oder später).

Ich habe vorher in einigen Rezensionen gelesen, dass man am besten an das Buch herangehen sollte, ohne zu wissen, um was es darin geht und der Klappentext unterstreicht das doch prima. Es geht wohl kaum noch nichtssagender und schwammiger, oder? Eine geheimnisvolle Abenteuer- und Liebesgeschichte anscheinend. Okay, klar, wieso nicht? Klingt interessant.

Ich hatte trotzdem von Anfang an meine Probleme mit Cadence. Oh man, was kann ich überhaupt sagen, ohne gleich zu viel zu verraten? Cady verlangt nach dem Unfall von jedem, kein Mitleid mit ihr zu haben, aber ihr Verhalten sprach eine ganz andere Sprache. Sie lebte nach außen hin ein selbstloses Leben, hatte sich in Wahrheit aber schon aufgegeben. Viel mehr kann ich eigentlich auch wirklich nicht sagen, aber ihre ganze Art war mir ziemlich unsympathisch. Mit den anderen Figuren ging es mir so ähnlich, besonders Streitereien um Geld und das Erbe konnte ich irgendwann gar nicht mehr sehen. Man, geht doch arbeiten und verdient euch euer Geld doch! Grr.

Der Schreibstil ist anders, als man es sonst so gewöhnt ist. Ein bisschen hat er mich an den von Tahereh Mafi in Shatter Me erinnert. Einerseits wurden die Sätze teilweise eben genauso auf mehrere Zeilen verteilt, um sie zu unterstreichen, andererseits ist sie sehr bildlich. Meiner Zählung nach ist Cady durch diesen Schreibstil bestimmt ein Dutzend Mal gestorben, da Schmerz dem nämlich auch nicht entfliehen konnte und überspitzt dargestellt wurde. Okay, wenn man gerade selber Schmerzen hat, dann tut das weh und es fühlt sich vielleicht auch an, als würde man sterben, aber der unterschied ist: man tut es nicht. Deshalb haben mich diese ganze Bilder schon ziemlich schnell genervt, sie zeichnen Drama, wo keines ist.

Ich muss sagen, lange war das Buch für mich auf der 2-Stern-Schiene. Ich fand es nicht besonders gut, wollte aber schon herausfinden, was das große Geheimnis ist. Plätscher, plätscher, gähn, nun macht schon! Und dann kam er: der Punkt. Der, an der es endlich rauskam und die Handlung eine so extreme Wende genommen hat, wie... wie... Seht ihr? Mir fällt nicht mal ein passender Vergleich dazu ein. xD Ich habe das ganze Buch in relativ kurzer Zeit gelesen, weil ich es fertig kriegen wollte. Aber die letzten ca. 40 Seiten klebte ich an den Seiten, mir liefen die Tränen nur so übers Gesicht (obwohl ich die Figuren gar nicht besonders mochte!) und das Weglegen wurde unmöglich. Wenn die Autorin eines weiß, dann wie man ein Buch beendet.

 

Über die Autorin:

E. Lockhart studierte Schreiben an der Vassar und an der Columbia University. Über ihre Homepage emilylockhart.com und über Twitter (@elockhart) hält sie engen Kontakt zu ihren Lesern. Ihr neuestes Jugendbuch „Solange wir lügen“ stand wochenlang auf der New York Times Bestsellerliste und erhielt in Amerika zahlreiche Auszeichnungen.

 

Fazit

Ich verstehe den ganzen Trubel, der um dieses Buch gemacht hat, einfach nicht. Das einzig wirklich Gute, das es für mich noch gerettet hat, war das Ende und das allein kann die ganzen Auszeichnungen doch kaum rechtfertigen. *Seufz* Wieder ein gehyptes Buch, bei dem ich nicht mitziehe.