Rezension

Hätte mehr Tempo vertragen

Die Lieferantin - Zoë Beck

Die Lieferantin
von Zoë Beck

Bewertet mit 3.5 Sternen

In Londons baldiger Zukunft ist der Drogenmarkt aufgeteilt: Drei führende Drogenbosse haben den Handel fest in der Hand. Es bleibt der Luftraum und den erobert still und leise Ellie Johnson. Mit ihrem Start-up hat sie nicht nur hochleistungsfähige, kleine Drohnen entwickelt, die unter dem Radar der Ermittlungsbehörden bleiben, sondern auch die dazu gehörige App. Ein paar Wischer auf dem Smartphone und die Drogenlieferung kommt in kürzester Zeit unauffällig zu jedem beliebigen GPS-Punkt im Freien Londons. Was die oftmals hochkarätigen Kunden nicht ahnen: Auch eine Kamera ist an Bord der fliegenden Boten. Parallel dazu verschwindet plötzlich der Schutzgeldeintreiber Gonzo. Ein bedauerlicher Arbeitsunfall hat ihm eine Beerdigung der ganz besonderen Art beschert. Wogen der Unruhe schwappen durch Londons Unterwelt und diese wollen geglättet werden. Die Lieferantin muss, ebenso wie Gonzo, gefunden werden. Und zwar ohne großes Aufsehen.

Ein relativ kurzen Kapiteln nimmt „Die Lieferantin“ zügig Fahrt auf. Die Personen werden nach und nach in die Geschichte eingeführt und nehmen ihre Plätze ein. Die Drogenkonsumentin ist mit an Bord, die Handlanger der Drogenmafia hauen ordentlich zu, Kollateralschäden inbegriffen, und auch eine „Betreuerin“ der über London verteilten Drohnen spielt eine Rolle. Diese Figuren sind allerdings nur ein Teil der Besetzung, die groß, aber auch außerordentlich geschickt miteinander verknüpft ist. Besonders gut gelungen dargestellt ist für mich der Restaurantbesitzer Leigh, der an seinem hausgemachten Problem zu knabbern hat. Der schwarze Humor, der zu Beginn des Romans zu spüren war, hat sich in Leigh am durchgängigsten gespiegelt. Leider waren die anderen Figuren dann nach dem ersten Drittel des Buches teilweise etwas fad. Im Gegensatz zur eigentlich Suche nach Ellie und Gonzo wurden den Nebenfiguren und deren Geschichten viel Raum gegeben. Interessant war allerdings die eingebrachte Idee des Druxit, ein Referendum für oder gegen die Legalisierung von Drogen. Die Erklärungen, welche Konsequenzen die freie Verfügbarkeit von bisher illegalen Drogen für die Wirtschaft und den Staat hätten, sind sicher nicht neu, aber die Interessenkollisionen im Rahmen der Geschichte gut erläutert. Für mich gar nicht nachvollziehbar der Grund, aus dem die Lieferantin ins Drogengeschäft eingestiegen ist: Ihr Bruder war in die Drogensucht geraten und schlussendlich an einer Überdosis verstorben. Ellie hat es sich fortan zur Mission gemacht, London mit sauberem Stoff und einem beigefügten Aufklärungsblatt zu versorgen. Für mich war das nach dem Tod des Bruders keine logische Konsequenz. Für mich war es das erste Buch von Zoë Beck. Im Ganzen erwarte ich von einem Roman, auf dem Thriller aufgedruckt ist, deutlich mehr Tempo und/oder Spannung, aber unterhaltsam war es allemal.