Rezension

hassliebe

Als Gott ein Kaninchen war - Sarah Winman

Als Gott ein Kaninchen war
von Sarah Winman

Bewertet mit 3.5 Sternen

 Meine Meinung: „Als Gott ein Kaninchen war“ ist in 2 Teile gegliedert – der erste Teil besteht aus Ellys Kindheit und der zweite Teil beginnt ab dem Jahr 1995.
Elly hat mit ihrem Bruder eine sehr innige Beziehung, worum es auch sehr viel in diesem Buch geht. Als Kind hat sie sogar gehofft, das Joe niemals heiraten wird und sie ihn sozusagen immer für sich haben kann. Da Elly keine wirklichen Freunde hat, bekommt sie ein Kaninchen welches die Kurzerhand „Gott“ tauft. Dieser spricht mit ihr, auch wenn das sonst keiner hören kann. Später lernt Elly Jenny Penny kennen. Durch und mit Jenny lernt Elly viele Dinge kennen – Trauer, Tod, Katastrophen und die verschiedensten Sexualitäten. Später zieht Elly mit ihrer Familie nach Cornwall, welche dort eine Pension öffnen.
Im zweiten Teil des Buches ist Elly bereits 27 Jahre alt und hat schon lange keinen Kontakt mehr mit ihrer ehemals besten Freundin. Dieser Teil handelt sehr viel von der Beziehung zwischen ihr und ihrem Bruder Joe.
Ich weiß, diese Zusammenfassung ist nicht so der Hit. Aber ich möchte euch einfach nicht zuviel verraten – und das würde ich ansonsten. In letzter Zeit hatte ich so einige Bücher die mich auf der einen Seite gar nicht begeistern konnten und mich dennoch irgendwie fasziniert haben. Vergesst die alle – dieses Buch ist die Königin meiner zwiegespaltenen Meinung. Aber diese Aussage bringt euch so nicht viel, also gehen wir dem ganzen mal auf den Grund.
Der Schreibstil hat mir die erste Zeit Probleme bereitet, Dennoch wirkte der Stil auf mich beinahe schon poetisch, irgendwie faszinierend und ich konnte ihn zwar schnell lesen aber bekam irgendwie nur die hälfte mit ( trotz voller Konzentration ) - zumindest dachte ich, dass ich nur die Hälfte mitbekomme. Eigentlich Fehlanzeige, denn viele Ereignisse werden urplötzlich in den Raum geworfen, schnell abgehandelt und weg sind sie wieder. So schnell waren meine grauen Zellen dann einfach nicht. Ich versuche euch mal ein Beispiel zu nennen, und ich hoffe dass ich weder etwas vergesse noch verwechsle oder gar falsch darstelle: Elly „gesteht“ ihrem Bruder mehr oder weniger vom Nachbarn missbraucht worden zu sein, der Bruder findet das logischerweise gar nicht lustig und – schwuppdiwupp, der Nachbar verschwindet. So weit so gut, daran habe ich ja nichts auszusetzen, aber vorher kam das Thema noch nicht vor, ich wusste gar nicht das der Nachbar so etwas getan hat. Und schlimmer noch, die kleine Elly zeigt keine erwähnenswerte Gefühlsregung, keine Traurigkeit, keine Tränchen, keine Verzweiflung, einfach absolut nichts. Das hat mich während des Lesens echt enorm gestört. Jetzt im Nachhinein habe ich dazu eine Theorie, auch wenn ich bezweifle, dass das die wirkliche Intention der Autorin war. Diese Theorie wäre, dass die Autorin versuchte die kindliche Naivität und Denkweise darzustellen, ich kann nicht beurteilen wie ein Kind in solchen Sitationen reagiert oder sich fühlt, aber ich kann mir irgendwie nicht so recht vorstellen, dass es gar nichts fühlt. Auch die restlichen Charaktere sind unfassbar schräge Vögel, gefühlt jeder hat irgendwelche skurrilen sexuellen Neigungen oder sonstige Macken. Das kam mir doch seltsam vor, dass echt jeder auf seine eigene Art Skurril war, irgendeiner muss doch auch normal geblieben sein. Aber ich fand sie allesamt irgendwie liebenswürdig, vermutlich genau deswegen. Schade fand ich, dass das ganze doch sehr sexlastig war, viel Homosexualität die dann aber doch nur oberflächlich behandelt wurde.
Ich empfand das Buch als eine lose Aneinanderreihung von Ellys Erlebnissen und weniger als zusammenhängende Geschichte, es wurde einfach Zuviel einfach in den Raum geschmissen ohne dass man es hätte ahnen können. Aber genau dieses macht es auch wieder zu etwas besonderem, man muss seine grauen Zellchen anstrengen und kann eine Menge hinein interpretieren und darüber dann natürlich nachdenken. Deshalb lässt mich das Buch gerade auch nicht los, ich mache mir darüber Gedanken, was ein Kind wohl fühlt und denkt wenn es bestimmtes erlebt und frage mich, ob dieses vielleicht sogar genauso gewollt ist. Ich weiß es nicht, leider kann ich nicht in den Kopf der Autorin schauen.

Fazit: Ich würde dieses Buch - meine kleine persönliche Hassliebe - definitiv weiterempfehlen. Jeder hat einen anderen Geschmack und mir würden auf Anhieb so einige einfallen, die dieses Buch lieben würden, also sollte man es einfach mal probieren. Ich mochte zwar einiges nicht, aber trotzdem hat es mich nicht losgelassen. Gerade diese wirren Charaktere und Handlungen regen ja eben zum nachdenken an ( Wie meint die Autorin das? Steckt da mehr hinter? Wie fühlt ein Kind bei sowas?...) , mal ehrlich, wieviele Bücher schaffen das schon?