Rezension

Haute Cuisine einmal anders

Das Nord -

Das Nord
von Anna Winberg Sääf

Bewertet mit 4 Sternen

Alex war gerade einmal vierzehn Jahre alt, als er sich mit seiner Freundin Hannah in einen Unfall mit Todesfolge für ein kleines Mädchen verwickeln ließ. Seit damals ist er nicht nur bei seinen Freunden, sondern auch bei seiner Familie der Außenseiter. Trotzdem hat er es geschafft, seine Ausbildung zum Koch abzuschließen und als ein ehemaliger Kumpel ihm seine Stelle als Jungkoch im Das Nord anbietet, scheint sich das Blatt endlich für ihn zu wenden. Doch in der Küche des Nords geht es rau her und er muss dort nicht nur vor seinen Kollegen auf der Hut sein.
Mich hat das düstere und doch atmosphärische Cover auf dem ersten Blick angesprochen und so wurde ich auf diesen kulinarischen Thriller gleich neugierig. Der Prolog lässt den Leser dann ziemlich schockiert und fassungslos zurück, doch dann wird das Tempo erst einmal gebremst.
Gemeinsam mit Alex reist man zum Nord und lernt hier nicht nur die Kollegen und deren kleinen Machtkämpfchen in der Küche kennen, sondern auch seine äußerst attraktive wie charismatische Chefin Alice Duwal. Auch wenn man dadurch viele, teils auch interessante Einblicke in die exklusive Küche eines Luxusrestaurants erhält, zieht sich der Beginn für meinen Geschmack und das Tempo bleibt sehr ruhig. Allerdings schreiben die Autorinnen so flüssig, dass es nicht langweilig wird und man im Lesefluss bleibt. Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen.
Trotz des ruhigen Beginns ahnt man, dass hier etwas nicht stimmen kann. Emil, Alex‘ Freund und Vorgänger im Nord ist telefonisch nie erreichbar und auch sonst scheint hier immer Mal jemand zu verschwinden. Je mehr Geheimnisse, Lügen und Fragen aufgeworfen werden, desto spannender wird dieser Thriller. Da es dann auch in diesem Jahr eine Fortsetzung geben wird, bleiben am Ende Fragen offen.
Die Handlung findet im Norden Schwedens statt und dazu noch mitten im Winter. Durch viele bildhafte Beschreibungen gelingt es den Autorinnen, eine kalte und düstere Atmosphäre heraufzubeschwören und es fröstelt einen beim Lesen.
Alex ist ein eher zurückhaltender Charakter, mit dem ich nicht sofort warm wurde. Allerdings mit Hinblick auf seine Vergangenheit konnte ich ihn sehr gut verstehen. Er versucht in keinster Weise aufzufallen, verstrickt sich aber immer mehr in seinen Handlungen. Je weiter diese fortschritt, desto besser konnte ich mit ihm mitfiebern. Da wir das Geschehen aus seiner Perspektive miterleben, erfahren wir auch immer nur das, was auch er miterlebt und dementsprechend bleibt vieles geheimnisvoll.
Die Nebencharaktere sind recht gut gezeichnet, zumindest diese, die Einfluss auf die Handlung nehmen. Zu Beginn dauerte es etwas, bis ich die Charaktere in der Küche auseinanderhalten konnte. Natürlich ist hier der spannendste Charakter Alice Duwal, zu der ich aber sonst nichts weiter erzählen möchte.
Mein Fazit: Trotz des zu Beginn sehr ruhigen Tempos entwickelt die Geschichte nach und nach einen immer stärkeren Sog. Durch die düstere Atmosphäre hat der Thriller etwas bedrückend, beklemmendes und ich könnte mir die Wirkung als Film ziemlich gut vorstellen. Ich bin auf jeden Fall auf die Fortsetzung gespannt, da doch die ein oder andere Frage offen bleibt.