Rezension

"Hexenkind" von Sabine Thiesler

Hexenkind - Sabine Thiesler

Hexenkind
von Sabine Thiesler

Bewertet mit 3 Sternen

Der Inhalt
Eine Familie – gefangen im Netz des Todes

Ein Pilzesammler entdeckt in einem einsam gelegenen alten Bauernhaus in der Toscana eine schlimm zugerichtete Leiche. Der deutschstämmigen Sarah, Frau des Trattoriabesitzers Romano, hat jemand die Kehle durchgeschnitten. Dieser Mord ist aber erst der Anfang für ein Verhängnis, das vor Jahren in Deutschland begann, sich nun über die ganze Familie auszubreiten beginnt und sich bis zu einem bitterbösen Ende steigert.

Die Autorin
Sabine Thiesler, geboren und aufgewachsen in Berlin, studierte Germanistik und Theaterwissenschaften. Sie arbeitete einige Jahre als Schauspielerin im Fernsehen und auf der Bühne und schrieb außerdem erfolgreich Theaterstücke und zahlreiche Drehbücher fürs Fernsehen (u.a. Das Haus am Watt, Der Mörder und sein Kind, Stich ins Herz und mehrere Folgen für die Reihen Tatort und Polizeiruf 110). Bereits mit ihrem ersten Roman Der Kindersammler stand sie monatelang auf den Bestsellerlisten. Ebenso mit den folgenden Büchern Hexenkind, Die Totengräberin, Der Menschenräuber, Nachtprinzessin, Bewusstlos und Versunken.

Meine Meinung
Schon vor einigen Jahren wurden mir die Bücher von Sabine Thiesler in der Buchhandlung meines Vertrauens empfohlen. Neugierig geworden, landet Hexenkind in meinem Einkaufskorb, doch zuhause angekommen schlummerte das Buch Ewigkeiten auf meinem SuB. Irgendwie fehlte mir immer wieder die Lust, das Buch endlich zur Hand zu nehmen. Nun hat mir mein Book-Jar die Entscheidung abgenommen und ich hab es endlich auch gelesen. Doch schon lange war ich nicht mehr so zwiegespalten bei einem Buch, wie bei diesem.

Sabine Thiesler erzählt die Geschichte von Sarah, einer Deutschen, die in ein kleines toskanisches Dorf ausgewandert ist und dort eines Tages in ihrem abgelegenen Waldhaus tot aufgefunden wird. Das Buch beschäftigt sich dabei weniger mit der Aufklärung des Mordes, sondern mehr mit Sarahs Leben, ihrer Hintergrundgeschichte und ihrer Familie. Um diese Story zu erzählen, spielt der Großteil in der Vergangenheit. Man wechselt immer wieder zwischen Vergangenem und Gegenwärtigem hin und her. Damit unterscheidet sich Thieslers Buch doch gravierend von Büchern dieser Art. Die Art, ihre Handlung so aufzubauen, hat mir unglaublich gut gefallen, da es zu jeder Zeit die Spannung auf einem hohen Level gehalten hat.

Allerdings hat es die Autorin mit dem Zufall an einigen Stellen doch schwer übertrieben. Da passieren Dinge, bei denen ich mehr als einmal entnervt den Kopf schütteln musste. Da lernt Elsa, Sarahs Tochter, einen deutschen Musiker kennen, der nur für wenige Tage die Toskana besuchte, verliebt sich in ihn und lässt sich schwängern. Und siehe da, es stellt sich raus, dass es sich dabei um ihren eigenen Vater handelte, an den sie sich nicht erinnerte und von dem auch keine Fotos existieren. Und auch wie sie ihm begegnet.... Zum Schreien, nämlich als sie durch die Straßen der Stadt wandert. Da sieht sie ihn am offenen Fenster stehen, nackt, ekstatisch in seiner Musik versunken.

An sich hab ich auch nichts gegen einige Zufälle, allerdings kamen hier soviele zusammen, dass die ganze Geschichte einen konstruierten Eindruck erweckt hat. Von einer schlüssigen, nachvollziehbaren Story konnte gar nicht mehr die Rede sein und dass, obwohl Sabine Thiesler mit gerade diesen Zufällen nachher ihre Geschichte auflöst.

Sabine Thieslers Schreibstil war flüssig lesbar und wies keine besonderen Ausrisse auf. Die Geschichte wechselt, wie bereits gesagt, zwischen Gegenwart und Vergangenheit, wobei die meisten Kapitel mit einem kleinen Cliffhanger enden. Dabei wird das Buch aus vielen verschiedenen Blickwinkel erzählt, wobei manche immer wieder auftauchen, während andere nach einem einmaligen Auftritt wieder verschwinden. Dadurch wurde einem eigentlich nie langweilig, selbst wenn es gerade mal um einen Charakter ging, mit dem man nicht so gut konnte.

Problematisch war für mich allerdings, dass gerade die Charaktere der größte Minuspunkt waren. Denn da gab es so gut wie keinen, über den man sich nicht ins Unermessliche aufregen konnte. Keiner von ihnen hat auch nur im Geringsten einigermaßen nachvollziehbar gehandelt. Warum Sarah in Italien plötzlich zur bekannten Dorfmatraze wurde, nachdem sie noch in Deutschland überhaupt keine Ambitionen in diese Richtung hat? Wer kann das schon sagen, ich zumindest nicht, da es dafür im Buch keine Erklärung gab. Noch nicht mal vor dem Freund ihrer eigenen Tochter scheint sie die Finger lassen zu können. Ihr italienischer Ehemann ist ein kleiner Feigling, der sich nicht traut, gegen seine Frau den Mund aufzumachen und sich lieber sehenden Auges Hörner aufsetzen lässt. Ihr gemeinsamer Sohn, der nach einem Unfall behindert ist, wird null authentisch dargestellt und Sarahs Tochter Elsa hat sowieso den größten Klatsch weg. Der war aber scheinbar nötig, um die Geschichte zu einem einigermaßen logischen Ende zu bringen.

Mein Fazit
Die Grundidee zu Hexenkind war gar nicht so schlecht. Die Idee, nicht die Aufklärung des Mordes in den Mittelpunkt zu stellen, sondern eher die Umstände zu beleuchten, wie es zu der Tat kam, war mal was anderes und hätte so gut sein können. Doch Thieslers Charaktere waren durch die Bank weg nicht authentisch, sondern handelten dermaßen unrealistisch, dass es ein Graus war, dem zuzuschauen. Wie am Anfang bereits gesagt, war ich selten bei einem Buch so zwiegespalten, wie es mir gefällt. Daher vergebe ich für dieses Buch durchschnittliche