Rezension

Ich bin erschüttert

Liebe verletzt - Rebecca Donovan

Liebe verletzt
von Rebecca Donovan

Bewertet mit 5 Sternen

Der erste Satz:
Atme. Meine Augen schwollen an, als ich versuchte zu schlucken.

Meine Meinung:
Inhalt
Emma lebt bei ihrem Onkel und deren Lebensgefährtin. Ihre Mutter kann sich nicht richtig um sie kümmern, da sie ihr eigenes, schweres Päckchen zu tragen hat. Aus diesem Grund hielten es alle für das Beste, dass das Mädchen bei ihrem Onkel unterkommt. Niemand konnte damals ahnen, dass es für Emma dort die Hölle auf Erden sein würde...
Emma zieht sich sehr zurück, zu tief sind ihre Wunden, die noch immer nicht verheilt sind. Sie hat nur eine beste Freundin. Diese jedoch begleitet Emma auf ihrem harten Weg und macht alles ihr Menschen mögliche, um ihr die Zeit bei ihrem Onkel ein bisschen erträglicher zu machen.
Als die Zwei Evan kennen lernen gerät ihre Welt jedoch ein bisschen aus den Fugen, denn Emma interessiert sich eigentlich sehr für den Jungen, aber ihre Liebe darf einfach nicht sein. Was soll sie nur tun?

Sollte ich ihm etwa sagen: Nein Eva, es ist nicht so, dass sie mich >nicht mag<, sie hasst mich zutiefst. Das gibt sie mir bei jeder Gelegenheit zu verstehen, denn ich habe mich in ihr Leben gedrängt, und sie möchte mich loswerden. Aber da ihr Mann der Bruder meines Vaters ist, geht das nicht, und sie sieht es als ihre persönliche Mission an, mir jede Sekunde meines Lebens zur Hölle zu machen.
Zitat aus "Liebe verletzt"

Charaktere
Emma ist in der Schule ein absolutes Ass. Sie hat einen klaren Einser-Durchschnitt, mit dem sie einiges erreichen möchte. Ihr größter Wunsch ist es, an einem College angenommen zu werden und so der Hölle, die sich bei ihr Zuhause zuträgt entfliehen zu können. Emma ist eine sehr selbstlose und gleichzeitig auch starke Person. Unfassbar, was sie alles erträgt, ohne daran zu zerbrechen.
Evan interessiert sich sehr für Emma und lässt sich von ihr nicht abschütteln. Je zickiger sie ihm gegenüber ist, desto mehr scheint er ihr hinterher zu laufen. Evan trägt sein Herz auf dem richtigen Platz und würde für Emma alles tun - wenn sie ihn denn lässt.
Sarah ist Emmas beste Freundin. Sie selbst fühlt mit ihrer Freundin und würde ihr so gerne helfen, doch die Hilfe, die Sarah ihr anbietet, lehnt Emma stets ab. Sarah ist Emmas einziger Halt. Die Zwei sind unzertrennlich.

Ich wartete darauf, dass Carol auf meinen Trip nach Kalifornien reagieren würde, aber alles, worüber sie nach meiner Rückkehr redete, war de Reise auf die Bermudas, mit der sie George überrascht hatte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass George ihr gar nichts von dem Ausflug nach Kalifornien erzählt hatte. Ihre Prahlerei störte mich nicht; sie hinterließ keine blauen Flecken.
Zitat aus "Liebe verletzt"

Gesamt
Rebecca Donovon hat sich an ein sehr ernstes Thema rangewagt und die Umsetzung dieses Themas mit Bravour gemeistert. Als ich das erste Mal mit den Machenschaften von Emmas Tante vertraut gemacht wurde, und dies geschieht schon sehr früh, hatte ich einen dicken Kloß im Hals und war voller, unbändiger Wut. Am Liebsten hätte ich Emma eigenhändig aus diesem Haus herausgerissen und sie beschützt. Ich kann nicht beschreiben, was für Emotionen ich durchlebt habe, während ich "Liebe verletzt", insbesondere diese Stellen, gelesen habe. Es war ein Misch-Masch aus Unverständnis, warum Emma das mit sich machen lässt und doch wieder Verständnis: Sie weiß was passieren würde, wenn sie etwas sagt. Diese zwiespältigen Gedanken mischten sich mit Wut und Fassungslosigkeit.
Dadurch, dass Rebecca Donovon das gesamte Buch aus der Sicht von Emma in der Ich-Form geschrieben hat, findet man einen so festen Bezug zu der Protagonistin, das man das Gefühl hat, selbst das Opfer dieser häuslichen Gewalt zu sein. Und diese ist wirklich, wirklich heftig.
Es hat mich geschockt zu lesen, wie Carol reagiert, wie sie mit Emma umgeht; In welchen Situationen sie -völlig zu unrecht- ausrastet und was sie anschließend ihrer Nichte antut.
Gerade durch dieses ernste, bedrückende Thema stellten sich mir beim Lesen ständig die Nackenhaare auf. Die Schatten um Emma herum zogen sich durch das gesamte Buch. Ein Lichtblick ist jedoch ihre beste Freundin Sarah sowie Evan, der die Sonne wieder in Emmas Leben bringt.
Die Passagen mit Sarah haben mir ausgesprochen gut gefallen. Die Autorin hat es vorzüglich geschafft mir auch ihre Emotionen nahe zu bringen. Sie ist geschockt, wütend, aber auch voller Trauer. Man merkt förmlich, wie hilflos sie sich fühlt. Am Liebsten würde sie ihre beste Freundin aus dieser Hölle befreien, doch sie entscheidet sich auf Emmas Bitten hin immer wieder dagegen. Sie respektiert ihre Freundin, wenngleich ihr in manchen Situation allerdings auch das Verständnis fehlt. Diese Zerrissenheit, dieses "Ich würde dir so gerne helfen, aber ich weiß nicht wie." konnte ich die gesamte Geschichte über absolut nachvollziehen. Die Freundschaft der Beiden ist eine enorm feste und eine sehr Besondere. Ich bin wirklich froh, dass Sarah immer für Emma da ist.
Einen großen Raum nimmt im Verlauf des Buches das gegenseitige Kennenlernen von Emma und Evan ein. Sie fühlen sich zueinander hingezogen, doch Emma möchte nicht, dass er ihr Geheimnis erfährt. Schließlich weiß sie nicht, wie er darauf reagiert. Evan lässt jedoch nicht locker. Scharwenzelt ständig um seine "Auserwählte" herum und ist total begeistert von ihr. Emma hingegen weiß nicht, wie sie mit ihren Gefühlen umgehen soll. Auf der einen Seite möchte sie sich auf ihn einlassen, auf der anderen Seite aber denkt sie an ihre "Situation". Man kann sich die Beziehung der Zwei wie Tauziehen vorstellen: Es geht hin und her. Sie kommen sich näher und entfernen sich wieder voneinander. Hier haben mir die Reaktionen von Evan richtig gut gefallen. Er ist so verliebt in Emma, dass er um sie kämpft, sie aber nicht bedrängt. Er ist sehr behutsam in seinen Handlungen, was ihn für mich äußerst sympathisch gemacht hat.  Emma verändert sich, als sich Evan kennen lernt. Sie fängt wieder an zu Lachen und scheint dem Glück endlich wieder näher zu kommen, wenn sie in seiner Nähe ist.
Wie ihr seht konnte ich mich mit den Protagonisten super gut identifizieren. Und zwar mit jedem einzelnen, was natürlich total für die Autorin spricht. Besonders wie sie Emma gezeichnet hat, hat meinen vollsten Respekt verdient. Trotz ihrer Lage ist sie ein total selbstloser Mensch. Sie erträgt lieber die Schmerzen und die Demütigungen ihrer Tante, als die Anderen zu gefährden. Sie steckt für andere zurück. Rebecca Donovon beschreibt Emmas Seelenleben und ihre Erfahrungen so echt und so ehrlich, dass mir des Öfteren die Tränen kamen.

Fazit:
Positiv
Die Protagonisten sind alle so lebendig, dass es mir leicht fiel, mich mit ihnen zu identifizieren. Ich habe gefühlt, was sie fühlen und sie den gesamten Roman über sehr gerne begleitet.
Das ernste Thema der häuslichen Gewalt wird schonungslos ehrlich und detailliert von Rebecca Donovan beschrieben, was mich sehr nachdenklich gestimmt und auch sauer gemacht hat. Nicht, weil die Autorin es so geschrieben hat, sondern weil ich weiß, dass es in manchen Familien leider wirklich so zugeht. 
Sehr positiv für mich war, dass uns Emma ihre Geschichte aus ihrer Sicht in der Ich-Form erzählt. So bekommt man einen sehr guten Draht zu ihr und schließt sie sehr schnell und auch sehr leicht ins Herz.
Es war für mich alles nachvollziehbar. Zwar konnte ich am Anfang noch nicht verstehen, warum Emma das mit sich machen lässt, die Erkenntnis stellte sich jedoch im Verlauf der Geschichte ein.
Absoluter Pluspunkt ist für mich zweifellos Emma selbst. Sie wirkte echt, lebendig und authentisch. Ihre Emotionen und Handlungen waren für mich allesamt nachvollziehbar.
Eigentlich mag ich keine offenen Enden, doch hier war es passend und macht neugierig auf den nächsten Teil.
Ich werde dieses Buch garantiert so schnell nicht vergessen und kann es euch nur empfehlen!
Negativ 
Nichts
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