Rezension

Ich bin froh, es endlich gelesen zu haben :)

Der Name der Rose - Umberto Eco

Der Name der Rose
von Umberto Eco

Bewertet mit 3 Sternen

„… da der Leib der Kirche, der jahrhundertelang identisch war mit dem Leib der ganzen Gesellschaft, mit dem Populus Dei, allmählich zu füllig geworden ist, zu dick und zu schwer, da er die Schlacken all jener vielen Länder und Gegenden mit sich schleppt, durch die er gezogen ist, und infolgedessen seine ursprüngliche Reinheit verloren hat …“

Mitten drin in einer der zahlreichen Dispute, hier zwischen dem Franziskanermönch William von Baskerville und seinem Adlatus Adson von Melk.

Aber erstmal zur Handlung lt. Klappentext

Kriminalgeschichte aus dem 14. Jahrhundert: In einem italienischen Benediktinerkloster gibt es einen äußerst merkwürdigen Todesfall. Man bittet den für seinen scharfen Verstand berühmten Franziskanerbruder William von Baskerville um Hilfe. Kurz darauf verschwindet ein weiterer Mönch. Und William schafft sich mit seinen Fragen einen ebenso mächtigen, wie unheimlichen Feind in der Abtei …

Der Schreibstil --- ist äußerst anstrengend. Ausschweifende Diskussionen über die Kirche, Ketzer und alles, was dazugehört, über die Maßen detailgenaue Beschreibungen und altertümliche Sprachgewalt – nur das letztere hat mir gut gefallen. Leider war es teilweise für mich so kompliziert und ausladend, dass ich immer wieder einige Seiten nur überflogen habe, bis ich gemerkt habe, dass die Handlung an sich wieder weitergeht.

Ich muss dazu sagen, dass ich den Film sehr gerne mag und mich durch das Buch wieder in diese dunklen, rätselhaften Mauern zurückversetzen wollte. Das gelang auch bis zu einem gewissen Grad, aber durch die ständigen Unterbrechungen mit seitenlangen Streitgesprächen ist diese Stimmung immer wieder abhanden gekommen.

Allerdings wird es im Laufe des Buches etwas besser – und es sind manchmal auch sehr schöne „Schmankerl“ dabei.

Zitat: „Aber sagt mir, wie kommt es, dass Ihr das Rätsel der Bibliothek durch Betrachtung von außen habt lösen können, während es Euch verschlossen blieb, als Ihr drinnen wart?“ „Das ist wie mit dem Gesetz der Welt. Gott kennt es, weil er die Welt, bevor er sie schuf, in seinem Geist konzipierte, also gleichsam von außen ersann. Wir Menschen dagegen erkennen es nicht, weil wir in der Welt leben und sie bereits fertig vorfinden.“

Oder

Zitat: „Und was nützt Euch das Einhorn, wenn Euer Verstand nicht daran glauben kann?“ „Es nützt mir, wie mir die Spur der Füße des toten Venantius im Schnee genützt hat, als sie mir verriet, dass ihn jemand zum Schweineblutbottich geschleppt haben musste. Das Einhorn der Bücher ist wie eine Fußspur oder ein Abdruck im Schnee. Wenn ein Abdruck da ist, muss es etwas gegeben haben, das ihn gemacht hat.“

Die Charaktere --- standen mir ständig als die Schauspieler vom Film vor Augen, weshalb es mir nicht schwerfiel, sie mir vorzustellen und mich in sie hinein zu fühlen. Auch hier wurden seitenweise Gespräche geführt, die den Charakter der Figuren zum Ausdruck bringen sollte; leider oft zu ausufernd und komplex, dass ich sie manchmal schlichtweg nicht verstanden habe.

Fazit:

Ich bin froh, dass ich es endlich geschafft habe, dieses Buch zu lesen – es ist eines der wenigen Bücher, bei dem mich der Film bei weitem mehr überzeugt hat. Trotzdem war es amüsant, diesen Stil tatsächlich bis zum Ende durchzuhalten und dabei noch einige Hintergrundinfos zu erfahren, die im Film abhanden gekommen sind. Allgemein war es mir aber in vielen Passagen zu detailliert und umständlich.

© Aleshanee

Weltenwanderer