Rezension

Zwischen Spannung, Ermüdung und Verwirrung

Der Name der Rose - Umberto Eco

Der Name der Rose
von Umberto Eco

Bewertet mit 2.5 Sternen

William von Baskerville ist ein Franziskanermönch, der im vierzehnten Jahrhundert vom Kaiser nach Italien geschickt wird um dort in einem Benediktinerkloster ein Streitgespräch zwischen Franziskanern und Abgesandten des Papstes aus Avignon vorzubereiten. Auf seiner Reise begleitet ihn der junge Benediktinernovize Adson von Melk. Als die beiden in besagtem Kloster eintreffen, erfahren sie von einem sich kürzlich zugetragenen Todessfall und werden vom Abt der Abtei mit dessen Aufklärung betraut. Doch während William nach und nach immer tiefer die Geheimnisse der Abtei und vor allem ihrer geheimnisumwitterten Bibliothek eintaucht, überschlagen sich die Ereignisse. Die rätselhaften Todesfälle häufen sich und das Treffen der beiden Streitparteien, das eigentlich auf neutralem Boden stattfinden sollte, scheint unter keinem guten Stern zu stehen.

So in etwa könnte man den Inhalt von Umberto Ecos wohl bekanntestem Werk „Der Name der Rose“ zusammenfassen ohne allzu viel vorwegzunehmen. Doch neben der fiktiven Geschichte rund um die Morde und das Kloster, geht es auch um theologische und philosophische  Fragen. War Jesus arm? Hat er gelacht? Ist Lachen eine Gabe Gottes oder des Teufels? Und ist es möglich durch Komik ernste Botschaften zu überbringen? Außerdem die Frage: Was ist ein Ketzer? Wer hat den richtigen Glauben und wer glaubt an das Falsche? Und wie sollte der Glaube vermittelt werden? Und immer wieder die Frage nach dem Antichrist. Wann kommt er? Wie kündigt er sich an? Und was kann man gegen ihn unternehmen? All diese Fragen werden gestellt und jeder meint eine andere Antwort auf sie zu kennen. Im Endeffekt scheint nur eines Gewiss: die Wahrheit ist vielschichtig und wandelbar und es gibt verschiedene Wege, die zum richtigen Ziel führen. Mir gefällt hierzu ein Ratschlag von William an Adson sehr gut, der für mich eine allgemeine Gültigkeit, vielleicht auch gerade in der heutigen Zeit, besitzt: „Fürchte die Wahrheitspropheten, Adson, und fürchte vor allem jene, die bereit sind, für die Wahrheit zu sterben: Gewöhnlich lassen sie viele andere mit sich sterben, oft bereits vor sich, manchmal für sich.“ (S.649)

Es ist schon einige Jahre her, dass ich mir die Verfilmung mit Sean Connery angeschaut habe, aber ich weiß noch, dass sie mich damals ziemlich beeindruckt hat. Seither in etwa hatte ich den Wunsch einmal den Roman zu lesen, der diesem Filmklassiker zur Vorlage diente. Jetzt nachdem ich fertig bin muss ich sagen, dass ich mir ein „Endlich, ich bin durch…“ nicht verkneifen konnte, nachdem ich die letzte Seite umgeblättert hatte.
Schon mit den ersten Seiten habe ich mich schwergetan, aber da man sich ja oft erstmal an Sprache und Ausdruck eines Autors gewöhnen muss, war ich da noch hochmotiviert. Es wurde dann auch tatsächlich besser. Ich kam in die Geschichte hinein und wollte wissen, was hinter den Mordfällen steckte. Doch immer wieder wurde mein von Spannung getriebener Wille weiterzulesen getrübt durch endlose, komplizierte Beschreibungen der Örtlichkeiten oder irgendwelcher Ketzergruppen. Obwohl ich normalerweise ein gutes Namensgedächtnis habe und mich nicht so schnell von komplizierten Personenkonstellationen durcheinander bringen lasse, kam es auch immer häufiger vor, dass ich mal wieder nicht wusste welcher Mönch genau gemeint war und erst einige Absätze später begriff, dass es wohl doch ein anderer sein musste als gedacht. Die lateinischen Sätze zwischendurch, wenn auch zumeist im Anhang übersetzt, trugen auch nicht unbedingt zum flüssigen Lesen bei. Immer wieder bemerkte ich, dass ich beim Lesen mit den Gedanken abschweifte und hatte anschließend das Gefühl den letzten Abschnitt noch einmal lesen zu müssen. Kurz gesagt es war ein Kampf, aber ich war trotzdem nicht bereit das Buch einfach wegzulegen. Irgendetwas hielt mich davon ab und sagte mir, dass dieses Buch es Wert sei zu Ende gelesen zu werden. Im Endeffekt bin ich froh, dass ich nicht aufgegeben habe! Ich habe zwar meinem persönlichen Empfinden nach schon bessere Bücher gelesen, doch trotz aller Schwierigkeiten ist Eco mit seinem Roman ein Werk gelungen, das einiges an Wissen vermittelt und den Leser zum Nachdenken bringen kann.

Ich würde „Im Namen der Rose“ grundsätzlich an jeden weiterempfehlen der ein Interesse an historischen Romanen hat und zudem ein fundiertes Wissen in Bezug auf katholische Theologie, sowie griechische Mythen und Philosophie. Außerdem sollte er genügend Zeit haben, denn es handelt sich mit Sicherheit nicht um einen Roman für schnell mal zwischendurch.

Zum Schluss möchte ich noch ein Zitat über Bücher hinzufügen: „Bücher sind nicht dazu da, daß man ihnen blind vertraut, sondern daß man sie einer Prüfung unterzieht. Wenn wir ein Buch zur Hand nehmen, dürfen wir uns nicht fragen, was es besagt, sondern was es besagen will […]“ (S. 422)

 

Anmerkung: Da ich Ausgabe der Süddeutsche Zeitung Bibliothek hatte, stimmen die Seitenzahlen nicht mit der Taschenbuchausgabe überein.