Rezension

Ich wünschte, ich könnte mehr als 5 Sterne vergeben!

Was ich dich träumen lasse - Franziska Moll

Was ich dich träumen lasse
von Franziska Moll

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:
"Dann ist er weg ... dann ist er wieder da". Ein paar Sekunden reichen, um Elena den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Ungläubig erlebt sie, was mit Rico geschieht. Der doch gerade noch da war. Und jetzt liegt er hier, im Krankenhaus, im Koma. Und Elena steht daneben. Regungslos. Sie sucht einen Weg zu ihm, durch die Stille hindurch. Was sie findet, ist eine Liste, die er schrieb. Irgendwann. Eine Top Ten der Dinge, die er machen möchte, "bevor er den Löffel abgibt". Doch dafür ist es zu spät, er liegt schon dort in diesem Krankenhaus. Und so begibt sich Elena auf die Reise, diese Dinge für ihn zu tun und um sich irgendwann auf dieser Reise vielleicht selbst wiederzufinden.

Meine Meinung:
Es ist ein Buch, das einem den Atem nimmt. Schon auf den ersten Seite. Man schlägt es auf und liest verwundert die ersten Seiten. Die so anders sind. Der Schreibstil ist so anders, so abwegig, dass man zuerst denkt, in diesem Stil kann man kein Buch lesen. Doch spätestens auf der dritten Seite hat man das irgendwie vergessen. Denn es zieht einen mit, es macht neugierig. Und es ist genau das, was dieses Buch braucht. Anders hätte es nicht geschrieben sein können.

Erinnert Euch an Euren tiefsten Schmerz. Keinen körperlichen. Seelischen. Verlust, Angst, Fassungslosigkeit. Erinnert Ihr Euch an das Gefühl, das dabei entsteht? So ein unendlich ohnmächtiges Gefühl, das einem die Luft zum Atmen nimmt, das so tief geht, dass man zu keiner Regung fähig ist, das einen einhüllt und man Angst hat darin zu ertrinken? Genau das verspürt man auch beim Lesen dieses Buches. Es ist Elenas Schmerz, so tief, dass sie ihn selbst gar nicht wahrnimmt. Aber der Leser. Er versteht ihn, kann ihn greifen und ist doch genau so ohnmächtig, wie Elena selbst.

Es ist eines dieser Bücher, die ganz leise sind. Die kommen, einen gar nichts wirklich böses erahnen lassen und dann absolut mitten rein treffen. Und die einen zurücklassen mit einem riesigen Gefühl der Leere. Eins dieser Bücher, nach denen man kein weiteres zur Hand nehmen kann, die einen noch Tage berühren und beschäftigen und die man wahrscheinlich lange nicht vergessen kann. Das geht mir nur bei einer handvoll Büchern so und dies ist definitiv eines davon.

Ein Zitat habe ich Euch mitgebracht. Worte, die so viel aussagen...:

"Alle meine mühsam sortierten Zellen pappten wieder zusammen. Ich war zu schwer, um Abstand zu wahren. Ich war zu schwach, um nicht an, nicht in, nicht um dich herum zu versinken."

Ich weiß nicht, wie viele Seiten ich stumm geweint habe, die Tränen, die Elena so fehlten. Ich habe mit Ihr gelebt, gelitten, gehofft. Fassungslos über das, was um sie herum geschieht, um die Gedankenlosigkeit der Menschen. In Kleinigkeiten, in Details. Und doch ergaben sie am Ende ein Ganzes. Es ist sehr schwer zu erklären, wenn man es nicht selbst liest, nicht fühlt. Es ist kein Buch für zwischendurch. Es ist ein Buch für ein paar Stunden, die man ihm schenken muss. Um zu verstehen, um zu fühlen. Zurück bleibt nur die Leere und die Traurigkeit und die Gewissheit, dass es wieder einmal ein Buch geschafft hat, bis ganz innen vorzudringen und dass es schwer werden wird, dieses Buch in diesem Jahr noch zu toppen.

In diesem Buch wird ein Lied immer wieder angesprochen - Still von Jupiter Jones. Ob ich dieses Lied jetzt jemals wieder hören kann, ohne dass mir die Tränen in die Augen schießen? Ich glaube nicht.

Fazit:
Es ist kein leichtes Buch, kein fröhliches Buch. Es lässt einen atemlos, fassungslos und unendlich traurig und leer zurück. Es ist ein Buch, das das innerste berührt, eine Tür öffnet und sich dort einen Platz nimmt, den es nicht mehr verlassen wird. Es ist eines dieser Bücher, an die man sich noch in Details in Jahren erinnern wird. Es ist eines dieser Bücher, die man einfach gelesen haben muss - in meinen Augen.