Rezension

immer wieder ein Genuss

Die Frau des Täuferkönigs - Michael Wilcke

Die Frau des Täuferkönigs
von Michael Wilcke

Bewertet mit 4 Sternen

Da ich selbst Osnabrückerin bin und als Stadtführerin arbeite und Münster und Osnabrück durch den Westfälischen Frieden eine enge Verbindung haben, war es für mich ein Muss, Wilckes neues Buch zu lesen . Und wie seine Vorgängerbänden, versinkt man in der Geschichte , die hier im 16. Jahrhundert angesiedelt ist, als die Täufer, oder scherzhafterweise auch " Wiedertäufer " genannt, die Stadt Münster mehr als ein Jahr besetzt hielten .

Eine Gauklergruppe , die sich in der Stadt Osnabrück aufhält, wird bei der illegalen Beschaffung von Nahrungsmittel erwischt und von dem Gutsherrn Clunsevoet aus Rheine, dessen Haus sie auf einem ihren Reisen angesteckt haben, vor die Wahl gestellt, entweder in einer Jauchegrube zu sterben oder seine Tochter Amalia aus dem besetzten Münster zu befreien. Der Anführer der Gauklertruppe Emanuel Malitz, sein Begleiter Reynold und Emanuels Gefährtin Jasmin machen sich mit dem Landsknecht des Gutsherrn Cort, auf den Weg nach Münster, um ihren Auftrag zu erfüllen. Das ihr Abenteuer allerdings so kompliziert und gefährlich wird , hatten sie nicht geahnt.

Basierend auf geschichtlichen Fakten, baut der Bramscher Autor Michael Wilcke, seine fiktive Geschichte um die Gauklertruppe und ihren Auftrag auf. Der Leser erfährt sehr viel über die Täufer, die sich als das Volk Israels verstanden und eine neue christliche Bastion aufbauen wollten. Aus der protestantischen Glaubensbewegung entstanden, verfolgten die Täufer weitaus radikalere Ziele. Die Täufer lehnten die Sakramente, außer der Taufe ab und akzeptierte als ihre Gesetze nur die Worte der Heiligen Schrift.Sie führten die Erwachsenentaufe wieder ein, was ihnen den spöttischen Namen Wiedertäufer gab. Die Täufer wurden als "vogelfrei" erklärt, was zu noch radikalerer Ablehnung aller gesetzlichen und kirchlichen Obrigkeiten führte. Da der Rat Münsters zu 50 % aus Lutheraner bestand, sympathisierten sie mit den Lehren der Täufer. Durch den Bürgermeister Knipperdolling kamen die Täufer an die Macht. Aus dem ganzen Reich strömten Täufer in die Stadt Münster. Ein Niederländer, der sich als Prophet ausgab, Jan Matthys, trieb die komplette Übernahme der Stadt voran, aber erst sein Nachfolger Jan Bockelson erhob sich als König über die Täufer und führte die Täufer in ihr Verderben. Die Stadt Münster, vor allem aber alle Zeichen des alten Glaubens und die Kirchen der Stadt , wurden von den Täufern zerstört.
Dieses Kapitel der Geschichte, was teilweise sehr umstritten ist, bringt Michael Wilcke so spannend und anschaulichen in seinen Roman ein, dass ich mir häufig gewünscht habe, früher auf diese Art und Weise an Geschichte herangeführt worden zu sein. Sehr anschaulich werden die geschichtlichen Fakten mit der fiktiven Geschichte verwoben. Nicht eine Minute fühlte ich mich gelangweilt bei der Geschichte, sondern fieberte mit den Figuren mit. Gerade die Gauklertruppe wird sehr treffend beschrieben und sorgt auch für manchen Lacher oder Schmunzler .Die Stadtbefestigung der damaligen Zeit, erstand vor meinen Augen, sodass ich mir die damalige Situation der Belagerung, die durch den Bischof Franz von Waldeck geführt wurde, gut vorstellen konnte.

Mich hat dieser historische Roman gut unterhalten und freue mich schon jetzt auf Neues aus Wilckes Feder.