Rezension

Inhaltsangabe hat andere Erwartungen geweckt

Aprikosensommer - Deniz Selek

Aprikosensommer
von Deniz Selek

Bewertet mit 3 Sternen

Zu Beginn der Geschichte stehen wir mit Eve im Schulflur und bekommen mit, wie ihr Freund Matteo mit ihr Schluss macht. Danach ist sie mit ihren Gedanken so nicht bei der Sache, dass sie sich im Werkunterricht böse in den Finger schneidet und mit der Ambulanz im Krankenhaus landet. Doch das alles ist gar nicht ihr grösstest Problem. Denn da ist ihr unbekannter Vater, von dem sie gar nichts weiss, ausser dass er in der Türkei lebt.

Und wie es wohl den meisten ergeht, möchte auch sie wissen, woher sie kommt und löchert so ihre Mutter immer wieder mit Fragen. Doch diese möchte nicht, dass alte Wunden aufgerissen werden und blockt immer ab. Bis jetzt. Nun ist Eves Mutter plötzlich damit einverstanden, mit ihrer Tochter nach Istanbul zu reisen um dort nach ihrem Vater zu suchen und ihr so den unbekannten Teil ihrer Herkunft aufzudecken.

Evelyn ist keine einfache Protagonistin. Erst kommt man ihr noch mit Goodwill entgegen, da sie es schon nicht leicht hat, doch je länger je mehr hatte ich Mühe mit ihr. Eve empfand ich als egoistisch und launisch und oft konnte ich weder ihre Gefühle noch ihre Reaktionen nachempfinden.
Vor allem tat mir ihre beste Freundin Henny leid, die wirklich eine ganz liebe ist und sie immer aufzumuntern und zu unterstützen versucht.

Der Teil in der Türkei hat mir wirklich gut gefallen. Die Autorin bringt das Flair Istanbuls sehr schön rüber, so dass ich nun am liebsten den Koffer packen würde.
Gut gefallen hat mir auch, dass in Seleks Buch wirklich die Vatersuche im Zentrum steht und diese nicht von einer Liebesgeschichte an den Rand gedrückt wird.
Ich habe mich riesig auf einen Abstecher in die Türkei gefreut, doch bis ich wirklich in Istanbul ankam, dauerte es sehr lange. Meiner Meinung nach ist die Vorgeschichte viel zu lange, da hätten einige Geschehnisse ganz gestrichen werden können. Viel lieber hätte ich mehr Zeit in Istandbul verbracht, denn meiner Meinung nach verspricht uns der Klappentext doch noch etwas mehr als wir schlussendlich erhalten.

Die Geschichte ist aus der ich-Perspektive von Evelyn erzählt.
Deniz Selek schreibt sehr jugendlich und lässt viel Sarkasmus einfliessen, so dass sie mich vor allem am Anfang der Geschichte öfters zum Schmunzeln gebracht hat. Doch irgendwie verliert sie sich in den Details in Berlin, so dass die wirkliche Vatersuche und Istanbul im letzten Drittel abgespeist wird.

Fazit:
"Aprikosensommer" lässt sich locker und leicht lesen und begleitet ein Mädchen auf der Suche nach seinem Vater, nach seiner Identität. Meiner Meinung nach wurde der Schwerpunkt jedoch am falschen Ort gesetzt. Ich habe mich so auf Istanbul gefreut und musste ganze zwei Drittel des Buches darauf warten. Der Kurzaufenthalt dort hat mir dann jedoch gut gefallen.