Rezension

Wunderbar berührend

Aprikosensommer - Deniz Selek

Aprikosensommer
von Deniz Selek

Bewertet mit 5 Sternen

Auf das Buch von Deniz Selek bin ich durch eine Freundin aufmerksam gemacht worden, in dem sie es mir einfach – signiert sogar – schickte.

Es lag ein paar Wochen auf meinem SUB, bis ich es jetzt bei der ersten großen Hitze des Jahres, als leichte Lektüre griff. Und was soll ich sagen: von der ersten Seite an hatte die Autorin mich gepackt und komplett in das Buch hineingezogen.

Bereits das wunderbar gestaltete Cover mit den orientalischen Ornamenten und der Skyline von Istanbul fiel ins Auge, der Klappentext verriet sehr wenig und machte viel Lust auf das Buch.

Und auch wenn ich bei weitem nicht in die Zielgruppe gehöre – ich habe das Teenageralter bereits lange hinter mir gelassen – konnte mich das Buch fesseln.

Locker-leicht geschrieben, widmet sich Deniz Selek in diesem Buch der Suche nach dem Vater. Es zeigt die Suche nach den eigentlichen Wurzeln, die Sehnsucht nach einer vollständigen Familie, ohne jedoch zu sehr ins kitschige abzutriften.

Es zeigt den Schmerz beim Verlust der ersten Liebe, dem Überwinden und wie wichtig Freunde doch sind.

Ich weiß nicht so recht, was ich von den Ausflügen in die Waldorf-Schule halten soll. Macht sich die Autorin darüber lustig? Oder ist sie von dem Schulsystem überzeugt? Ich fand die Ausflüge in die Schule und die Einblicke jedoch interessant – gerade was die Schulform angeht bin ich gar nicht so im Bilde.

Als die Story dann nach Istanbul verlagert wurde war ich entgültig gefangen. Deniz Selek gelingt es mit ihrer Schreibweise, ihrer detailreichen Beschreibungen, die Stadt vor meinem Auge zum Leben zu Erwecken. Ich habe den Geschmack von Tee auf der Zunge gehabt; ich habe Eve und ihre Mutter auf den Basar begleitet und habe dabei die Gerüche und Farben wahrgenommen.

Die Gefühle aller Protagonisten waren so gezeichnet, dass man sich in sie hineinversetzen kann. Man kann nachvollziehen, wie sie denken und fühlen; wie sie handeln und empfinden.

Gerade als es dann zum alles entscheidenden Treffen kommt – ich hatte Tränen in den Augen und war genauso bewegt wie Eve.

Für mich ist dieses wunderbare Buch eine eindeutige Leseempfehlung. Nicht nur für alle Jugendlichen, sondern auch für Erwachsene, die nicht aufgegeben haben zu träumen.

Drei Zitate in dem Buch haben mir sehr gut gefallen und sich in meinen Gedanken festgesetzt.

“Du weißt doch, wenn’s Scheiße regnet, schmeiße ich den Schirm weg.” (Seite 113)

“… Es klang wie das Herz meiner Mitter, dem ich immer nah sein wollte. Ich wollte in ihrem Herzen sein. Schon immer” (Seite 235)

„Hatte ich einen Wunsch frei? Ich beschloss, einen Wunsch freizuhaben und flüsterte in die letzten Worte des Muezzins “Ich möchte wiederkommen. Ich möchte bald wieder hierher kommen.” (Seite 266)

Zwei Dinge hat dieses Buch auf jeden Fall bei mir geweckt: die Sehnsucht nach Istanbul und den Wunsch, unbedingt da einmal hinzureisen. Und den Appetit auf Simit’s. Darum habe ich mir das Rezept rausgesucht und werde es wohl demnächst einmal nachbacken.