Rezension

Intensives Familiendrama

Blumen der Nacht - V. C. Andrews

Blumen der Nacht
von V. C. Andrews

Bewertet mit 5 Sternen

Hinter verdunkelten Fenstern auf kleinstem Raum, direkt unter einem Dachboden, leben die Geschwister Cathy, Chris, Carrie und Cory. Aus bloßer Habsucht hat sie die eigene Mutter versteckt und eingesperrt, weil sie nur erbt, wenn sie keine Kinder hat. 

"Blumen der Nacht" ist der erste Band der Foxworth-Saga von V. C. Andrews. Es ist eine dramatische Geschichte, die sich in die Seele und den Geist des Lesers beißt.

Die Foxworth-Saga ist in den 1980er-Jahren erschienen und die Autorin war mir bis vor Kurzem unbekannt. Erst durch begeisterte Rezensionen wurde ich auf sie aufmerksam und auf die Intensität ihrer Romane neugierig.

"Blumen der Nacht" beginnt unschuldig und harmlos. Cathy erzählt von ihrer perfekten Kindheit, der schönen Zeit als sie mit Vater, Mutter und Bruder von der bevor stehenden Ankunft der Zwillinge erfährt. Sie beschreibt ein wundervolles Zuhause, eine glückliche Familie, tiefe Verbundenheit und das rosarote Umfeld, wie es Kinder wahrnehmen. 

Das Blatt wendet sich. Mutter Corinna verbannt ihre Kinder regelrecht von der Welt. Sie versteckt sie auf kleinstem Raum, dicht aneinandergedrängt, wo sie auf die erlösende Erbschaft warten. Denn Corinna erbt nur, wenn sie kinderlos scheint. 

Die Handlung an sich klingt schon abstoßend, dramatisch und morbid. Durch V. C. Andrews Stil wird es zu einem Spannungsroman, der sämtliche Emotionen weckt. Die Autorin erzählt aus Cathys Perspektive, welche der Versprechungen der Mutter zweifelnder als ihr älterer Bruder gegenübersteht.

Dadurch streut Andrews von Anbeginn Skepsis ein und verharrt gleichzeitig in einer Bewegungslosigkeit, die sie bis auf's Widerlichste spannt. Die Geschichte ist schockierend, nervenaufreibend und unfassbar grandios erzählt.

Thematisch greift die Autorin das Urvertrauen in unsere Bezugspersonen, wie es die Eltern sind, an. Sie packt Sexualität, Gier, Gewalt und verstörende Bequemlichkeit in ihre Geschichte rein, und schafft eine Antagonistin, bei der dem Leser trotz strahlender Schönheit das Grausen kommt.

Aber warum mußte ich nur denken, sie sei eine Schauspielerin, die jede Rolle mit der höchsten Perfektion spielte?“ (S. 264, eBook)

Selten habe ich einen Roman so intensiv am eigenen Leib erlebt. Während ich mich anfangs auf die rosarote Wohlfühlwelt der Familie eingelassen habe, kamen erste Schatten auf, die sich zu einer undurchdringbaren Dunkelheit verdichteten. Die Stimmung ist von kindlicher Hoffnung, zerstörten Träumen, unsagbaren Ängsten, purer Verzweiflung und Lethargie durchsetzt, sodass ich mich beim Lesen gewunden habe. 

Die nervenaufreibende Tristesse wird durch spielerische Einschübe aufgelockert, die manchmal von der tragischen Situation und der Hoffnungslosigkeit ablenken. So erlebt man lustige Augenblicke und spannende Momente, die rasch wieder in die gewohnte Verzweiflung münden.

„Blumen der Nacht“ ist ein intensiver, dramatischer Roman, der seinesgleichen sucht. Ich habe Unbeschreibliches mit Cathy, Chris, Carrie und Cory erlebt, der Falschheit ins Gesicht gesehen und nach dem lebendigen Gefühl von Sonnenstrahlen auf der Haut gelechzt.

Von mir gibt es eine Leseempfehlung und ich bin mir sicher, dass ich die Reihe, nach einer emotionalen Verschnaufpause, fortsetze. 

Die Foxworth-Saga:
1) Blumen der Nacht
2) Wie Blüten im Wind
3) Dornen des Glücks
4) Schatten der Vergangenheit
5) Gärten der Nacht