Rezension

Irgendwie schön

Die Geschichte von Zoe und Will - Kristin Halbrook

Die Geschichte von Zoe und Will
von Kristin Halbrook

Bewertet mit 4.5 Sternen

Zoe ist ein sehr stilles Mädchen, das bereits ihre Mutter verloren hat und nun mit ihrem Vater alleine in dem Haus der Familie lebt. Da er allerdings Alkoholprobleme hat und mehrfach gewältig wurde, hat die 15-Jährige ein ziemlich schweres Leben. Und obwohl sie sich um den Haushalt und die Finanzen kümmern muss, schafft sie es sehr gute Ergebnisse in der Schule zu erzielen.

Der noch 17-jährige Will ist das genaue Gegenteil. Er ist von einer Pflegefamilie zur anderen gewandert und lebt zu Beginn der Romanhandlung in einem Pflegeheim für Jugendliche. Allerdings ist diese Zeit begrenzt. Daher will er kurz nach seinem 18. Geburtstag das Heim und gleichzeitig auch die Schule verlassen.

Verbunden sind diese beiden völlig unterschiedlichen Charaktere über die Liebe, die mit Wills Fürsorge begann.

Obwohl Will nicht der einzige Mitschüler Zoes war, dem ihre vielen blauen Flecken aufgefallen sind, war er es, der den Mut aufbrachte das Problem direkt anzusprechen. Er hat sich nicht von Zoes Geschichten oder ihrer Schminke blenden lassen. Will war hartnäckig und gleichzeitig verständnisvoll. Zoe war ihm gegenüber aufgeschlossen, weil sie ihn schon vorher beobachtet hatte und ihr Herz immer wild pochte, wenn sie diesen süßen Jungen sah, der so hart wirkte und gleichzeitig etwas Zerbrechliches an sich hatte. In der Folge dieser ersten Kontakte trafen sie sich eher heimlich und verbrachten jede freie Minute miteinander. Als ihnen bewusst wird, dass sie einfach zueinander gehören, schmieden sie einen Fluchtplan, der ihnen ein gemeinsames Leben ermöglichen soll. Doch schon der Beginn der Flucht verheißt nichts Gutes.

Kristin Halbrook erzählt die Geschichte der beiden Liebenden abwechselnd aus ihrer eigenen Sicht. Die Sprache und die Gedanken sind auf den jeweiligen Charakter abgestimmt und die Autorin erschafft so ein sehr differenziertes Bild der beiden Personen und der Handlungen. Aber trotz dieser zwei Ansichten kommt es nicht zu großartigen und langweiligen Dopplungen im Erzählfluss.

Die Sprache wirkt durchweg frisch, locker und vor allen Dingen nicht aufgesetzt. Man nimmt der Autorin ab, dass hier wirklich zwei Jugendliche erzählen. Wenn es allerdings um die Gefühle zueinander und insbesondere um die Vorstellungen von Liebe geht, kann man das alles als Leser sehr gut nachempfinden, hat aber teilweise den Eindruck, dass nicht zu einer 15-jährigen Figur passt. Sicherlich mag sie sehr intelligent sein, aber in diese Gefühle und Meinungen mischt sich auch eine Menge Lebenserfahrung, die Zoe beim besten Willen nicht haben kann. Daher habe ich meine Bedenken, dass jugendliche Leser alle Gefühlsäußerungen wirklich nachvollziehen können. Aber selbst ohne ein tieferes Verständnis dieser Aspekte bleibt die gesamte Geschichte interessant und spannend. Halbrook schafft es nämlich, eine rasante Reise durch Amerika zu beschreiben, die auch von tragischen Ereignissen gesäumt ist und deren Salz in der Suppe die Gespräche der beiden Ausreißer im Auto sind.

Als Leser verkriecht man sich schon nach den ersten Seiten an einen bequemen Platz und blendet alles aus. Die Zeilen fliegen nur so dahin und man kann nicht mehr mit dem Lesen aufhören.

Das Ende ist dann fulminant und gleichzeitig stimmt es einen nachdenklich. Man klappt das Buch zu und ist dankbar, dass man Zoe und Will begleiten konnte. Und diesbezüglich ist es egal, ob man ein jugendlicher oder erwachsener Leser ist. Denn für jeden halten die beiden eine Menge Weisheiten bereit, die ihre Wirkung erst später entfalten und dafür sorgen, dass man die eigene große Liebe, wenn man sie bereits gefunden hat, einfach nur ewig festhalten will.