Rezension

Typische On-the-road-Geschichte

Die Geschichte von Zoe und Will - Kristin Halbrook

Die Geschichte von Zoe und Will
von Kristin Halbrook

Bewertet mit 3 Sternen

„Die Geschichte von Zoe und Will“ ist eine typische ON-THE-ROAD-Geschichte.

Was macht eine solche Story aus? Klar ein Auto, ein verliebtes junges Pärchen, das durchbrennen will und die alles entscheidende Frage: „Tun wir das richtige?“.

Zoe ist gerade mal 15 Jahre jung. Ihr Vater ist durch und durch der typische Alkoholiker, der in seinem Suff auch mal gerne die Fäuste fliegen lässt. Was Zoe nach dem Tod ihrer Mutter nur allzu oft am eigenen Leib spüren muss. In der Stadt in der das Mädchen aufwächst, verschließt jeder die Augen. Keiner will sich einmischen obwohl Zoe oft grün und blau geprügelt zur Schule geht.

Will hat mit seinen 18 Jahren schon einiges wegstecken müssen. Von der eigenen Mutter ausgesetzt, wird er von Pflegefamilie zu Pflegefamilie weitergereicht und landet letztendlich im Heim. Seine Erfahrungen sind alles andere als schön, eine Kindheit hatte er so gut wie nicht.

Als Will in Zoes Heimat landet, merken beide schnell was sie gemeinsam haben: ihre verkokste Kindheit und Jugend.

Es schweißt sie zusammen, sie halten sich aneinander fest oder wie Zoe es so schön sagt: „Schon nach wenigen Wochen wurde Will zu meinem Glaubensbekenntnis.“ (S.28).

Der einzige Weg in eine glückliche Zukunft ist die Stadt verlassen, irgendwo neu anfangen und alles hinter sich lassen.

Damit ist das Chaos eigentlich schon vorprogrammiert. Ohne Schulabschluss, ohne Perspektive und ohne einen richtigen Plan hauen die beiden in einer Nacht und Nebel Aktion ab.

Die Geschichte wird abwechselnd aus Zoes und Wills Perspektive erzählt. Diese Erzählperspektive ist hier wirklich gut gewählt, denn der Leser kann so die Entwicklung beider Figuren verfolgen.

Anfangs erscheinen die Protagonisten sehr erwachsen für ihr Alter. Will malt sich bereits aus wie er Arbeit finden und für Zoe sorgen wird, während sie ihren Schulabschluss nachmacht. Zoe hingegen steckt in ihren Überlegungen wie sie Will unterstützen kann die Schule zu beenden und wie sie bis dahin sorgfältig mit dem Geld umgehen können, das ihnen für den Anfang zur Verfügung steht.

Dass das alles kein Zuckerschlecken wird, ist den beiden durchaus bewusst. Was ihnen allerdings keineswegs bewusst ist, sind die Konsequenzen ihres Handelns.

Während Zoe und Will zu Anfang noch felsenfest davon überzeugt sind, dass sie das schon irgendwie schaffen werden, passieren unvorhersehbare Ereignisse, die die beiden in ihrem Entschluss erschütten.

Es gibt Momente in denen man merkt wie jung die zwei tatsächlich sind. Blöde Missverständnisse und mitunter kindisches Verhalten führen zu unbedachten Handlungen. Was den beiden arg fehlt, ist die richtige Kommunikation. In ihren Köpfen sind sie wesentlich weiter als es ihr Verhalten nach Außen vermuten lässt. Vieles bleibt unausgesprochen.

Es fängt an zu kriseln, wird schwierig und die Frage ob sie das Richtige tun, drängt sich immer mehr zwischen sie.

Fehlende Erfahrung und unüberlegtes Handeln werden ihnen zum Verhängnis.

Was mich im Nachhinein echt geärgert hat, ist das Ende. Nicht weil es so gekommen ist (ich verrate jetzt nichts) sondern weil die Protas selber schuld sind. Es ist nicht so gekommen, weil sie es nicht besser gewusst haben. Nein einfach nur weil die beiden nicht anständig miteinander geredet haben. Natürlich sind sie jung aber ihre Hintergrundgeschichten zeigen auch dass sie früh alleine klarkommen mussten, an ihren Erfahrungen gewachsen sind und das macht es für mich sehr schwer so manches Verhalten nachzuvollziehen.

Der Kontrast zwischen „Wir denken ja so erwachsen“ und „Wir handeln trotzdem unreif“ ist fast schon schwarz/weiß.

 

Fazit & Bewertung

 

Obwohl die Idee an sich nichts Neues ist, ist sie gut umgesetzt. Es gibt Höhen und Tiefen. Die Geschichte ist nicht zu vorhersehbar und bleibt somit spannend. Und auch das gewisse Etwas im Bezug auf Gefühle ist vorhanden. Man spürt einfach was in den Charakteren vor sich geht. ABER die Konstellation Alter / Verhalten / Gedankengänge der Protas bleibt für mich unklar. Es will irgendwie nicht zusammen passen.        

Hätte man die Hauptfiguren etwas naiver gelassen und sie nicht gleich beide in schlimmste Familienverhältnisse gesteckt, wäre das Drama insgesamt wohl realistischer und die Handlungen verständlicher.

3***