Rezension

Katze, die sich ins Leben schleicht - ein Buch mit Bildern

Der Gast im Garten - Takashi Hiraide

Der Gast im Garten
von Takashi Hiraide

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ein junges Paar, erschöpft vom Lärmen der Großstadt, bezieht ein Gartenhaus außerhalb Tokyos. Als eines Tages ein kleines Kätzchen auftaucht, unterbricht es die beschauliche Stille des weitläufigen Gartens. Es dauert nicht lange, bis sie es dabei beobachten, wie es sich inmitten der Blumenbeete im Schatten der Bäume räkelt, mit Schmetterlingen und Libellen herumtollt und durch das Unterholz streift. Mehr und mehr öffnen sich die beiden dem unverhofften Gast, und bemerken dabei kaum, was die Katze tatsächlich für ihr Leben bedeutet – bis sie eines Tages verschwindet. (Insel-Verlagsseite)

Eine Katze, die im Garten auftaucht und von dem kinderlosen Ehepaar quasi adoptiert wird, obwohl sie dem Nachbarjungen gehört. Der Autor schildert den Garten, die Wohnanlage und die Wege der Umgebung mit akribischer Detailtreue, sagt genau, in welche Himmelsrichtung welcher Pfad abbiegt und wo im Garten welche Pflanzen und Bäume zu bewundern sind.

Er vollbringt das Wunder, daraus keine langweiligen Beschreibungen zu machen, sondern die besondere Atmosphäre, in der er lebt, so zu gestalten, dass man sie als Leser malen könnte.

Die Katze, Chibi = die Kleine genannt, verzaubert. Nicht nur die Frau, die sie füttert und die mit ihr spricht, sondern auch den Erzähler, dem eigentlich nichts an Tieren liegt. Jetzt greift er zu zärtlichen Worten und liebevollen Formulierungen, lobt die Schönheit Chibis beinah so, wie man es von besessenen Katzenbesitzern kennt.

Die Handlung wäre in zwei Sätzen beleuchtet: Katze kommt, Katze verschwindet, und Ehepaar muss umziehen, weil die Vermieterin das Haus verkauft.

Dennoch zieht eine einzigartige Lebendigkeit, in der die wenigen Ereignisse erzählt werden, durch das Buch. Gerade die Emotionen, die Freude an der Katze und die Traurigkeit, ihr Zuhause verlassen zu müssen, wirken federleicht wie mit weichem Pinsel gezeichnet; man kennt diese Art, Gefühle darzustellen, auch von anderen japanischen Autoren.

Das braucht er jedoch nicht, das hat Buchholz in seinen gewohnt zauberhaften zarten und einfach schönen Illustrationen übernommen.

Es finden sich einige autobiographische Motive; den beruflichen Wechsel vom angestellten Lektor zum freiberuflichen Schriftsteller hat der Autor selbst vollzogen.

„Der Gast im Garten“ ist keine Katzengeschichte! Es geht um den Ich-Erzähler und seine Frau, um das Erleben des Jahreskreises und um Abschied und Neubeginn.