Rezension

Kein Ratten- un Literaturabenteuer

Firmin - Sam Savage

Firmin
von Sam Savage

Bewertet mit 2 Sternen

Es hätte so schön sein können. Firmin: Die Lebensgeschichte einer Ratte, die in einer Buchhandlung lebt! Ein Must-Have! Aber Pflichtlektüre für Rattenfans und Literaturliebhaber ist Firmin nur sehr bedingt.

Erzähler Firmin hadert damit, als Ratte geboren zu sein und mag an seinen Artgenossen kein gutes Haar lassen. Da er in einer Buchhandlung geboren wurde hat er Literatur quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Leider wirft er von Anfang an mit Namen von Autoren und Personal um sich. Es wirkt, als lese er damit er angeben kann, aber nicht weil er Literatur liebt. Seine später hinzukommende Leidenschaft für Filme wirkt ehrlicher.

Ich wusste nie: Soll es witzig oder zynisch sein? Ist es ironisch gemeint? Oder soll Firmin wirklich ein leidender Unsympath sein? Manchmal gibt es tatsächlich lustige Sätze mit einem Augenzwinkern aber die gehen in der Masse der hochgestochenen Prahlerei und dem Nörgeln auf hohem Niveau weitestgehend unter. Das macht es leider schwierig sich auf Firmin und seine Geschichte einzulassen. Irgendwie steckt über weite Strecken einfach kein LEBEN im Buch. Ungefähr bei Seite 80 wird es dann aber besser. Nach dem Bruch mit Norman kommt Schwung in die Geschichte. Das Schwafeln wird weniger, es liest sich ab da einfach angenehmer. Allerdings kommt das bei 200 Seiten insgesammt sehr spät.

Das Ende ist leider wieder sehr wirr und bei mir wollte einfach kein Mitleid mit dem ewig leidenden Firmin aufkommen. Ich hatte das Gefühl, dass in seinem Leben wer weiß was tolles hätte passieren können und er hätte trotzdem damit gehadert und gejammert und gelitten. Nein, da ist kein Funke übergesprungen. Obwohl ich Ratten wirklich liebe. Oder gerade deshalb... Schade. Ich kann verstehen, warum sich die Idee, die das Buch verkörpert gut verkauft hat. Die Umsetzung zu einem mitreißenden Ratten- und Literaturabenteuer ist leider gescheitert.