Rezension

Kleine Dinge mit großer Wirkung

Kleine Dinge wie diese -

Kleine Dinge wie diese
von Claire Keegan

Bewertet mit 5 Sternen

Was macht ein gutes Buch aus?

Das ist wohl eine Frage, die sich Lesende seit es Bücher gibt stellen.

Ist es das Thema, sind es die Figuren, der Umfang, die Sprache?

Da das Empfinden für eine Geschichte individuell ist, gibt es also auf diese Frage keine objektive Antwort.

Was den Kurzroman „Kleine Dinge wie diese“ von Claire Keegan angeht, dessen Titel Programm ist, kann ich für meinen Teil sagen, es ist ein Meisterwerk.

Keegan beherrscht die Kunst der Reduktion. Auf nur 105 Seiten entfaltet sie ein ganzes Universum.

Meisterlich zeichnet sie auch ihre Protagonisten, allen voran, die zentrale Figur des William Furlong, eines Kohlenhändlers im Irland der 1980 er Jahre, der mit seinem gut gehenden Geschäft und seiner Familie ein stilles, kleines Glück lebt.

Furlong ist ein emphatischer und fürsorglicher Mann, und das alleine hebt ihn schon aus der Menge heraus. Ihn erfreuen die kleinen Dinge des Lebens, und kleine Gesten mit großer Wirkung sind es, die sein Leben ausmachen.

Als Furlong eines Tages eine Fuhre Kohlen im örtlichen Kloster abliefert, trifft er auf ein in einer Scheune eingesperrtes, junges Mädchen, welches verzweifelt nach ihrem Baby fragt. Diese Entdeckung wird sein Leben verändern.

Claire Keegan schreibt in einer wunderschönen Sprache, die Atmosphäre, welche sie erschafft, ist in jedem Satz zu spüren.

Die Emotionen dieser kleinen Parabel, die nicht umsonst zur Weihnachtszeit spielt, aber alles andere, als eine kitschige Weihnachtsgeschichte ist, treffen einem direkt ins Herz. Nie aber hebt die Autorin den moralisierenden Finger.

Ich jedenfalls will jetzt alle Werke von Claire Keegan lesen!