Rezension

Kleine Dinge machen die Welt menschlich

Kleine Dinge wie diese -

Kleine Dinge wie diese
von Claire Keegan

Bewertet mit 5 Sternen

Irland in den 1980er Jahren. Kurz vor Weihnachten. Edward Furlong ist ein liebevoller Familienvater und tüchtiger Kohlehändler, der seine Mitarbeiter gut behandelt.

Zu dieser Zeit gibt es noch die irischen Magdalenenheime, in denen junge "gefallene" Mädchen über Jahrzehnte hinweg in Arbeitslagern unter dem Deckmantel der Kirche unbezahlter Zwangsarbeit ausgeliefert waren. Ein solches Heim ist der Mittelpunkt dieser intensiven Erzählung von Claire Keegan.

Es geschieht also, dass Furlong Kohlen an das nahegelegene Kloster ausliefert und dort eine entsetzliche Entdeckung macht. Hin und her gerissen trifft er schließlich eine Entscheidung. Nicht zuletzt beeinflussen ihn eigene Erlebnisse und seine Kindheit - trotz schwieriger Umstände war er seinerzeit von großer Menschlichkeit umgeben, was ihn sehr geprägt hat.

Die Autorin beweist mit dieser nur etwas über 100 Seiten kurzen Erzählung einmal mehr ihre literarische und erzählerische Kraft. Knapp schreibt sie, aber punktgenau. Liebe- und respektvoll zugleich, voll emotionaler Dichte. Sie schafft es, Dinge nur anzudeuten und schon entspinnt sich im Kopf der Leserschaft die ganze Geschichte wie von selbst. Dadurch wirkt es zu keiner Zeit kitschig oder aufgesetzt. Gleichzeitig ist Keegan durchaus kritisch. Sie prangert einerseits das Vorgehen in den "Magdalenenheimen" an, aber insbesondere auch das Wegsehen in der Gesellschaft. Keegan plädiert mit dieser Erzählung ganz besonders für Mut zum Hinschauen und Verändern und für Mitmenschlichkeit. So sind es schon "kleine Dinge wie diese", die die Welt zu einem besseren Ort machen können.

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt!" (Gandhi).

Ein absolut wunderbarer Schatz einer tollen Autorin. Ein Lieblingsbuch ♥