Rezension

Konnte mich nicht überzeugen

Die Farben des Blutes 3: Goldener Käfig - Victoria Aveyard

Die Farben des Blutes 3: Goldener Käfig
von Victoria Aveyard

Bewertet mit 2.5 Sternen

Ich hab mich lange gestreubt, die Reihe weiterzulesen. Band 2 konnte mich ja nicht mehr so überzeugen wie der Auftaktband und als ich die dicke des dritten gesehen habe, war ich doch ein wenig skeptisch. Aber gut, jetzt hatte ich doch mal Lust auf die Reihe und hab den dritten Band gelesen.

Eines muss ich vorweg mal sagen, unabhängig von all dem, was danach noch kommt: der Schreibstil der Autorin ist super. Das Buch hat sich flüssig gelesen und die 640 sind hierbei gar nicht so ins Gewicht gefallen. Die Autorin hat es geschafft, dass ich mir viele Dinge richtig gut vorstellen konnte und öfters auch Kopfkino hatte. Genial.

Aber, so sehr mich der Schreibstil überzeugt hat, so sehr hat es die Geschichte eben nicht. Fangen wir doch einfach mal mit der Handlung. Puhh ... also die ersten 400 Seiten passiert ja so gut wie gar nichts. Mare ist in Gefangenschaft und tja, das wars eigentlich schon. Die Ereignisse kann ich an einer Hand abzählen, überrascht oder überzeugt hat mich keines davon. Im Klappentext steht was von "tun alles, um die Blitzwerferin zu befreien" - das hab ich dann wohl überlesen, denn eigentlich tut die Garde lange Zeit gar nichts. Ab Seite 400 wurde es dann besser ... aber schlussendlich gehen wir auch da schnell wieder in die Phase der Langweile über. Es passiert einfach nichts, aber kurz vor dem Ende müssen wir natürlich nochmal ein Gemetzel rausholen (was ich teils nur überflogen habe, weil es einfach so sinnlos war). Mir fehlte jegliche Spannung in dem Band und wenn ich ehrlich bin, dann hätte man gut 150 Seiten rausstreichen können und man hätte nicht das Gefühl, dass irgendwas fehlt.

Das Ende ... nun wenn man den Klappentext von Band 4 schon gelesen hat, war es erwartbar, aber daran bin ich ja selber Schuld. Trotzdem fand ich es nicht wirklich toll, weil ich mal wieder den Eindruck gewonnen habe, dass es uns nicht wirklich weiter bringt. Machen wir einfach noch eine Front auf, haben ja nicht schon genug. So ganz weiß ich momentan auch nicht, wer auf welcher Seite steht.

Schade fand ich es auch, dass die Neublüter so untergegangen sind. In Band 2 war die Suche nach ihnen das zentrale Thema und insgesamt hatte man den Eindruck, dass sie wichtig sind. Aber hier waren sie kaum präsent, nur kurz am Ende mal. Aber auch da hab ich keinen wirklich Eindruck von ihrer Dimension, ihrer Vielfalt und den Fähigkeiten gewinnen können.

In Band 2 hab ich noch bemängelt, dass es nur die Sicht von Mare gibt. Das war hier schon besser, denn auch Cameron und Evangelina kommen zu Wort. Aber der Großteil wird immer noch aus Mares Sicht erzählt, was uns bis Seite 400 kaum weiterbringt.

Bei Cameron habe ich nicht verstanden, warum man ausgerechnet ihre Sicht wählen musste. Sie bringt die Handlung nicht vorwärts, da sie in der Garde keine Stellung hat, die wirklich Informationen bringt. So wirken die Kapitel ein bisschen sinnlos. Ihr persönliches Schicksal fand ich zwar interessant, hätte man aber auch nebenbei mit erzählen können. Warum hat man nicht Farley, Cam oder Killorn genommen? Bei jedem von ihnen hätte man mehr rausholen können.

Evangelinas Sicht fand ich zwar vom Prinzip her interessant, kam aber zu wenig vor, als das ich wirklich eine Meinung dazu hätte.

Und die Charaktere ... nun, der einzige, der mich hier wirklich in seiner Rolle überzeugt hat, ist Maven. Sein Zwiespalt, seine Unentschlossenheit, seine Entscheidungen - das kam wirklich gut rüber, seine Rolle habe ich ihm abgekauft. Als Antagonist fand ich ihn perfekt.

Mare ging mir über den Großteil auf die Nerven, ich hätte mir gewünscht, dass sie ein bisschen mehr kämpfen würde. Für mich hat sie aufgegeben, einfach nur gewartet. Das hats dann oft langweilig gemacht und angestrengt.

Zu Cal, Killorn, Farley, den Barrows, den Neublütern und ja auch zu Cameron kann ich kaum etwas sagen ... sie waren in der Handlung einfach nicht präsent. Killorn ist gefühlt im Hintergrund verschwunden, seine Auftritte kann ich an einer Hand abzählen. Hier hätte ich mir zu allen einfach mehr gewünscht.

Evangelina ... tja, von ihr war ich tatsächlich enttäuscht. Sie hatte immer ein bisschen auch den Part als Antagonistin, aber hier wirkte sie nur wie ein verängstigtes Mädchen, das Hilfe von anderen erwartet. Den "Wandel" konnte ich absolut nicht nachvollziehen. Sie behauptet immer, stark zu sein, aber stattdessen lässt sie sich doch einfach von ihrem Vater vorführen. Von ihr hatte ich mir mehr erhofft.

Lese ich den letzten Band noch?
Das ist wohl die spannendste Frage^^ ganz ehrlich ... keine Ahnung. Momentan definitiv nicht, aber zukünftig vielleicht doch. Das ein oder andere interessiert mich dann doch.

Mein Fazit
So gut ich den Schreibstil der Geschichte fand, so schwer hab ich mich mit der Handlung getan. Über weite Strecken passiert einfach nichts und wenn dann ist es nur Gemetzel. Viele interessante Themen, beispielsweise Montfort oder die Neublüter, wurden gar nicht behandelt. Die Charaktere entwickeln sich nicht weiter, haben teils einfach auch zu wenig Auftritte dafür. Einzig Antagonist Maven hat mich wirklich überzeugt. Das Buch wird diesmal aus mehreren Sichten erzählt, wobei ich die von Cameron und Evangelina nicht so ganz nachvollziehen konnte, weil sie die Handlung kaum vorwärts bringen. Meines Erachtens hätte man auch einige Seiten kürzen können und es wäre nicht ins Gewicht gefallen - schade!