Rezension

Kultiger Deckenventilator

Das Buch ohne Namen - Anonymus

Das Buch ohne Namen
von Anonymus

Bewertet mit 4 Sternen

"Dich kann man echt nirgendwohin mitnehmen."

Wacht ihr auch manchmal auf und habt keine Ahnung was ihr gestern Abend getan habt? Aber ihr wundert euch wieso eure Zunge so pelzig ist? Dann habt ihr wohl einen Kater mit Filmriss. Gut, dass die meisten Menschen dann einfach in einen komatösen Zustand fallen. Anders Bourbon Kid in Santa Mondega. Wenn der sich nämlich 'nen Bourbon bestellt ist danach die halbe Stadt massakriert. So geschehen vor 5 Jahren. Einziger Überlebender der Barmann Sanchez der Tapioca Bar. Auch dieses Mal wird es wieder blutig werden, auch wenn alle Welt glaubt, dass der Bourbon Kid beim letzten Mal getötet worden ist.

Und mit alle Welt meine ich diverse Kopfgeldjäger wie: Jefe oder Elvis; Gangsterboss El Santino und seine Handlanger; Kleinganoven wie ‚das Wiesel‘ und Dante mit Kacy; Vampire, professionelle Armdrücker, Mönche und die Ermittler: Somers und Jensen. Ach ja und eine Vogelscheuche und der Deckenventilator. Aber hinter Bourbon Kid sind die alle gar nicht her, die wollen einen Stein. Angeblich kann das Ding nämlich den Mond anhalten und passenderweise soll das passieren, wenn dieser gerade eine Sonnenfinsternis verursacht.
 

"Zu schreiben, die Menge drehte durch, wäre eine Untertreibung."

Und das alles hat auch gar nichts mit dem Titelgebenden Buch ohne Namen zu tun. Nur eins ist klar: Wer dieses Buch liest, wird sterben.
Das wir also nicht in einem Krimi sind, obwohl es eine ungelöste Mordserie gibt, wird spätestens dann klar, wenn der Ermittler für Übernatürliches ins Spiel kommt. Wir sind aber auch nicht in der klassischen Fantasy, nur weil es Vampire geben soll, über die man allerdings noch nichts so richtig weiß. Und das eine Mädchen in der anderen Bar, die zwecks Demonstration einfach über den Haufen geschossen wurde soll auch angeblich ein völlig unbeteiligter und darüber hinaus unschuldiger Werwolf gewesen sein. Und da sie zu Staub zerbröselt, lässt sich das nun nicht mehr überprüfen.

Die Atmosphäre des Buches verschlägt uns in eine verrauchte, heiße, sich mexikanisch anfühlende Gegend Amerikas. Dreckig und zwielichtig, oder wie es das Buch selbst sagt: rau. Ein Indikator dafür wie gefährlich dein Gegenüber ist, wie rau dessen Stimme sich anhört. Oder schlichtweg wie viele Schimpfworte er benutzt. Auf jeder vierten Seite gibt es „Scheiße“. Hier fliegen die Fetzen, werden Zungen heraus gerissen und Leute mit nicht weniger als hundert Kugeln erschossen. Hört sich nicht nur an wie ein Tarantino, könnte glatt einer werden.
 

"Es wäre eine Untertreibung zu schreiben, dass(...)."

Ich muss schon wieder gestehen, dass ich diese Serie hinten angefangen habe. Deswegen habe ich die Chance genutzt an einer Leserunde teilzunehmen um vorne weiterzumachen. Leider muss ich sagen, die ersten Szenen sind grandios. Voller Witz und Stil - bis hin zum erwähnten Deckenventilator. Über das ganze Buch hinweg hat man das Gefühl immer auf der Spur zu sein und mitzuraten wer hier wer ist, wen umgebracht hat und was will. Am Ende kommt es aber anders. Allerdings nimmt die Geschichte zum Showdown schon beinah zu viel Fahrt auf und lässt viel, von dem was am Anfang maßgeblich für Stimmung sorgt, liegen.

 

Fazit

"Was zur Hölle war nur aus der Welt geworden,
wenn Papa Schlumpf nicht mehr über die Straße gehen kann,
ohne von wütenden Nonnen zusammengeschlagen zu werden?"

Nicht jedermanns Geschmack. Was das genau ist kann ich gar nicht sagen, aber ich weiß was es nicht ist. Es ist jedenfalls keine Romanze. Und einen Helden sucht man auch vergeblich. Hier wird mehr der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben und Mitleid ist optional. Das einzige was hier schön ist, ist der gelbe Cadillac und das CatWoman Kostüm zum FinsternisFest. Das hat schon was von diesen ‚Noir‘ Filmen. Und neben dem Dreh- und Angelpunkt der Bar, stellt die einzige Konstante und klar zuordnenbare Person Sanchez dar. Darüber hinaus sagt hier wohl nur einer in der ganzen Stadt die Wahrheit und das dürfte dann der indirekt erwähnte Kostümverleiher sein. Ansonsten sollte man niemandem in diesem Werk glauben.

Ein riesiges Plus für den markanten Humor (zum Wasser trinken in die Olé au lait-Kaffeebar) und all die Querflieger in Sachen Film und Fernsehwelt (u.a. StarWars, Mork vom Ork). Ein Minus für die zum Teil dann am Ende schluderig wirkenden Herleitungen und Aufklärungen die mir persönlich ein wenig ins unlogische abglitten, wobei ansonsten alles optimal Häppchenweise vorgelegt worden war. Ich freue mich auf den nächsten Teil.

Meinem Urteil werfe ich einen Kaffeepott hinterher.