Rezension

lass (d)einen Teufel raus - erschreckend & spannend

The Evil Me - Stefanie Hasse

The Evil Me
von Stefanie Hasse

Bewertet mit 4.5 Sternen

Monica fiebert ihrem 18.Geburtstag sehnsüchtig entgegen. Endlich kann sie, wie alle ihre Freunde, den MindLog bekommen, sich damit vernetzen, Informationen beschaffen und vieles mehr. Wer möchte schon auf einem altmodischen Pad rumtippen, wenn man alles in seinem Kopf haben kann? Weniger Ballast, keine Akkuprobleme und nie wieder uninformiert. Klingt nach einem wahren Traum, wären da nicht die untypischen Verhaltensweisen der Menschen in ihrem Umfeld. Ausraster, Blackouts, Verbrechen – all das kennt Monica von Freunden und Familie nicht und doch wird es bittere Realität.

 

Man taucht in eine sehr faszinierende Welt ein, die vom technischen Fortschritt dominiert wird. Die Entwicklung ist rasant voran geschritten, nichts geht mehr ohne Technik und Vernetzung. Das Phänomen immer erreichbar sein zu wollen und zu müssen nimmt noch weiter zu und die Möglichkeiten, aktuell informiert zu bleiben, wurden noch ausgebaut. Vielleicht sind einige der Entwicklungen utopisch, andere jedoch sind vorstellbar, auch wenn sie möglicherweise noch etwas Zeit brauchen werden. So wird das Szenario noch greifbarer und bedrohlicher. Wohin uns die Technik führen wird, kann wohl zum heutigen Zeitpunkt keiner abschätzen. Was alles schon möglich ist, wovon wir nichts ahnen, möchte man vielleicht auch lieber gar nicht wissen.

Im Trend zu sein, immer die neusten Geräte zu besitzen, um leicht an Informationen zu bekommen, das kann man schon in der heutigen Gesellschaft beobachten. Das beschriebene Szenario ist also nicht so unwahrscheinlich, sollte die technische Entwicklung irgendwann auf dem Stand angekommen sein, wie im Buch beschrieben.

 

Der Schreibstil von Stefanie Hasse ist angenehm und flüssig. Man kann sich die veränderte Welt, mit all den Neuerungen, leicht vorstellen.

Der Großteil der Geschichte wird aus der Sicht von Monica durch einen personalen Erzähler berichtet. So lernt man die Protagonistin sehr gut kennen, ist nah bei ihr und erlebt intensiv mit, in welche brenzligen Lagen sie gerät. Monicas lang herbeigesehnter MindLog wird für sie zu einem wahren Albtraum.

Immer wieder gibt es kleine Einschübe mit Ich-Perspektive. Anfangs haben mich diese Abschnitte etwas verwirrt, denn obwohl man zu wissen glaubte, wer dort spricht, passten die Erlebnisse nicht so recht zu einer einzelnen Person.

Wie diese Passagen zusammen hängen und was es damit auf sich hat, erklärt sich jedoch im Laufe der Handlung und so bekommt man dann auch gut sortiert, zu wem die Perspektive gehört und wieso es so unterschiedlich wirkt. Ich möchte an dieser Stelle dazu nicht so viel verraten, damit man unvoreingenommen an das Buch gehen kann.

 

Die Handlung erhält eine zusätzliche Spannung wodurch man nie so genau weiß, wem  man eigentlich trauen kann, wer gerade er selbst ist und wer hinterher nicht mehr weiß, was er eigentlich tut.

Obwohl Ian und Monica viel herausfinden, gibt es doch immer wieder kleine Überraschungen, die die letzten Puzzleteile an ihren Platz fallen lassen. Besonders gegen Ende des Buches legt das Buch an Tempo zu. Es ist Eile geboten, soll der ausgeheckte Plan nicht scheiten und doch gibt es immer wieder kleine Stolpersteine, die es zu überwinden gilt.

Das Ende war mir fast ein wenig zu abrupt. Die meisten Dinge sind sortiert, geregelt und neue Wege sind eingeläutet, aber doch wird man irgendwie mit einer düsteren Ahnung zurück gelassen, die neue Fragen in mir aufwirft, die ich gern beantwortet gehabt hätte.

 

Insgesamt ein spannendes Buch, das ein gruseliges, aber leider nicht unvorstellbares, Szenario zeigt. Virtuelle Errungenschaften, technischer Fortschritt, neue Entwicklungen sind oft eine Bereicherung für die Bevölkerung, es kann aber auch zu einem echten Albtraum werden, wenn man nicht alle Möglichkeiten kennt, die den Anwendern und Herstellern damit geboten werden.

 

Vielen Dank an den Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar!