Rezension

Mehr ein Familiendrama als ein Thriller

Samariter - Jilliane Hoffman

Samariter
von Jilliane Hoffman

Als Faith nach einem Streit mitten in der Nacht von der Party ihrer Schwester Charity aufbricht und mit ihrer kleinen Tochter Maggie im Auto die 250 Km nach Hause zurücklegen will, ahnt sie nicht, dass sie Zeugin eines grausamen Verbrechens werden würde. Dass sie die einzige Zeugin sein könnte, die zwei Serienmörder auf frischer Tat ertappt hat. Sie ahnt nicht, wie dieser Fall ihr komplettes Leben auf den Kopf stellen wird…

Da dies mein erster Thriller der Autorin Jilliane Hoffman war, kann ich „Samariter“ nur unabhängig von ihren anderen Werken betrachten und leider keine Vergleiche ziehen.

Die Autorin hat an vielen Stellen Potential verschenkt. Es fehlten Details zum eigentlichen Tatort, zu den eigentlichen Verbrechen und zu den ermordeten Frauen selbst. Ich hätte sie gern näher kennen gelernt, zumindest eine von ihnen so, wie ich Faith kennengelernt habe. Ich finde es schwierig, eine Beziehung zu den Opfern aufzubauen, wenn ich sie kaum kenne. Es geht mir nicht darum, dass „Samariter“ nicht so blutrünstig war, wie man es hätte erwarten können, sondern mir fehlte es einfach an gewissen Stellen an Tiefe und auch an Emotionen.

Dasselbe gilt für die Täter. Welche Motive hatten sie eigentlich? Außer reinen Spaß am Quälen? Ich hätte mir gewünscht, auch in ihr Innenleben mehr Einblicke zu erhalten. Eine psychologische Analyse vielleicht oder einfach ein paar Szenen aus ihrer Perspektive, damit ich mir ein Bild davon machen kann, wie "krank" sie sind. Die Täter blieben ebenso wie die Opfer fern und oberflächlich. Sie erfüllten mehr ihren Zweck und es stand eigentlich das Drama um Faiths Familie im Vordergrund. An sich eine gute Idee und eine interessante Aussage, die durch das Familiendrama getroffen wird, doch rückt der Thriller hier sehr in den Hintergrund.

Dieser Thriller war anders als die meisten Thriller es sind und das war nicht unbedingt schlecht. Der Fokus lag hier mehr auf Faith und ihrer Familie, die unter dem Druck zerbricht, den der Mordfall für sie bedeutet. Faith hat ein paar falsche Entscheidungen getroffen, Fehler, die jeder von uns auch machen könnte, sie wollte einfach mit dem Mordfall nichts zu tun haben und dann holen all diese Fehler sie mit gewaltiger Wucht ein. Die Aussage, die hinter dieser Geschichte steckt, ist auf jeden Fall sehr interessant, sie lässt uns über Gerechtigkeit nachdenken, sie gibt uns die Chance, zu verstehen, warum es manchmal schlimmer sein kann, Zeuge eines Verbrechens zu sein, als der Angeklagte selbst und sie zeigt uns, welchen Rattenschwanz eine kleine, falsche Entscheidung hinter sich herziehen kann. Sehr beeindruckend, auf jeden Fall.

Insgesamt hat dieses Buch sowohl große Stärken als auch etwas größere Schwächen gezeigt, sodass ich mit gemischten Gefühlen zurückbleibe. Gern werde ich die anderen Bücher von Jilliane Hoffman auch noch lesen, auch wenn ich auf den Folgeband von „Samariter“ verzichten möchte.