Rezension

Mitreißendes Krimihighlight 2023

Monster (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 11) -

Monster (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 11)
von Nele Neuhaus

Bewertet mit 5 Sternen

Ein junges Mädchen wurde als vermisst gemeldet. Kurze Zeit später wird die Leiche der 16-jährige Larissa nicht weit vom Elternhaus entdeckt. Sander und Bodenstein nehmen die Ermittlungen auf. Weitreichende DNA-Tests am Opfer lassen darauf schließen, dass sie kurz vor ihrem Tod Kontakt zu einem afghanischen Asylbewerber hatte. Schnell wird dieser in der Öffentlichkeit zum Täter auserkoren, obwohl es dafür keine Beweise gibt. Allerdings ist der Mann vorbestraft und entkam der Haft nur durch einen Formfehler. Bevor die Polizei ihn befragen kann, verschwindet er spurlos. Die Fahndung nach ihm dauert an, als ein Mann an einer Landstraße aus einem Waldstück rennt und von einem Auto erfasst wird. Doch nicht alle Wunden stammen vom Unfall. Das Opfer war eindeutig auf der Flucht und ebenfalls vorbestraft, weil es bei einem illegalen Autorennen eine schwangere Frau getötet hatte. Sander und Bodenstein stoßen auf weitere vermisste und tote Straftäter. Gibt es eine Verbindung zu Larissas Ermordung?

Nachdem der letzte Band der Reihe um Pia Sander und Oliver Bodenstein mir eher als ruhig, aber gut in Erinnerung blieb, hat mich "Monster" richtig mitgerissen. Zunächst geht es "nur" um ein vermisstes Mädchen, doch sehr schnell zieht dieser Fall, als auch die Ermittlung dazu viel weitere Kreise, als ich zunächst angenommen hatte. Dabei scheut sich Nele Neuhaus nicht davor, kritische, hochaktuelle Themen in ihren Plot einzubeziehen. Vorurteile gegenüber Asylsuchenden sowie Mängel am Justizsystem, wenn es um die Verteidigung und Verurteilung wirklicher Straftäter geht. Durch die verschiedenen Blickwinkel wird deutlich gezeigt, dass Gewalt- und Strafdelikte nicht mit der Herkunft zusammenhängen, dass weder Vorverurteilung zu tolerieren ist, noch gesichert Schuldige ihrer Strafe durch fadenscheinige Argumentationen entgehen dürfen. Unzufriedenheit mit dem System setzt in "Monster" schlimme Ereignisse in Gang, die man sich gar nicht vorstellen mag. Das Ganze mag dem ein oder anderen zu konstruiert sein, doch gab es in der Vergangenheit durchaus Verbrechen und Vereinigungen, die man vor ihrer Entdeckung auch nicht für möglich hielt. Ich konnte mir das ein oder andere Szenario durchaus vorstellen und gerade das macht den Krimi so gut.

Was mir auch besonders gut gefallen hat, aber auch etwas an der Menschheit zweifeln ließ, ist, wie treffend die Autorin die Sensationsgier und den Einfluss von Social Media auf nahezu jede Schicht der Bevölkerung dargestellt hat. Wie leicht es doch heute ist, eine Hetzjagd zu veranstalten, wie leicht Menschen zu manipulieren sind und sich an Themen hängen, die sie eigentlich im Einzelfall gar nicht betreffen. Dabei schafft Neuhaus, es relativ neutral zu bleiben, bzw. ihre Kommissare weise agieren zu lassen. Dabei haben diese auch mit ihren Fehlern zu kämpfen und entwickeln sich privat weiter. Sehr geschickt verdrängt der Fall, der eigentlich eine Nebenhandlung ist, den Hauptfall, um dann am Ende wieder zu diesem zurückzukehren und die Sinnlosigkeit des Verbrechens aufzuzeigen. Auch das war ganz nah an Tathergängen und Motiven der letzten Zeit, die ganz Deutschland schockiert haben.

Nicht zuletzt gefielen mir die geschickte Konstruktion des Krimis und die sprachlich präzise Umsetzung. Ich konnte wirklich nicht anders, als mich in die Handlung des Buches hineinsaugen zu lassen und so lange dranzubleiben, bis die letzten Seite gelesen war. Seitdem hallt das Gelesene auch noch nach und immer wieder muss ich über einige Vorkommnisse darin nachdenken. Für mich ein Krimi-Highlight in diesem Jahr, das ich wärmstens empfehlen kann. 5 Sterne+