Rezension

Modernes Aschenputtel

Lucindarella
von Nadin Hardwiger

Bewertet mit 4 Sternen

Lucinda hat sich ihr Standbein in Form einer kleinen Boutique in Berlin erarbeitet. Sie entwirft für ihre Kunden die Kleider und hat großen Erfolg damit.
Mit dem Standort Berlin ist sie weit weg von ihrer Mutter und ihren beiden Stiefschwestern, die ihr, wenn immer möglich, Knüppel zwischen die Beine werfen.
Ihre Mutter und Schwestern leben auf dem Weingut ihrer Großeltern und wenn diese nicht wären, würde sie dort überhaupt nicht mehr hinfahren.

Nun aber ist es Zeit, dort einen Besuch zu machen, denn ihre geliebten Großeltern werden 70 Jahre alt. Natürlich will sie es sich nicht nehmen lassen und ihnen zu dem Ehrentag gratulieren.
Kaum eingetroffen, wird sie auch schon von Mutter und Stiefschwestern attackiert. Die Kleider der Damen sind für das Fest zu nähen und das bitteschön recht schnell. Die fertigen Kleider werden mit Fettfingern angefasst und Lucinda bekommt die Schuld für die Fettflecke zugeschrieben.
Ihre Mutter und Schwestern trampeln sinnbildlich einfach über sie hinweg.

Die Versuche, ihre Großeltern zu sehen, werden nicht nur vereitelt, es wird ihr sogar erzählt, dass es dem Großvater schlecht gehe und sie nicht zu ihm gehen könnte.

Schikane auf der ganzen Linie, wie bei Aschenputtel, dem Märchen. Die Erzählung basiert auch auf das altbekannte Märchen der Gebrüder Grimm und lässt den Leser schon ahnen, dass da auch noch ein Prinz vorkommen muss. Dieser erscheint in der Person von David Priens, dem Juristen des Gutes. 

Die Autorin hat sich das Märchen "Aschenputtel" zu Hilfe genommen, um eine moderne, in der heutigen Zeit spielende, Geschichte zu erzählen.
Schade, dass es nur eine Kurzgeschichte ist, ich hätte mich gern länger mit Lucinda beschäftigt.

Lucinda ist ein sympathische Protagonistin, die es leider nicht so richtig schafft, sich gegen Mutter und Stiefschwestern durchzusetzen, was ich ein wenig schade finde.
Dass die Stiefschwestern gemein sind, kann ich noch verstehen, aber dass die eigene Mutter diese der eigenen Tochter vorzieht, leider nicht mehr.

Es ist eine ausgesprochen unterhaltsame Kurzgeschichte, die man viel zu schnell durchgelesen hat. Lucinda schließt man schnell ins Herz, über die Gemeinheiten und Bösartigkeiten von Mutter und Schwestern kann man nur den Kopf schütteln.
Aber die Rache wird süß sein ... :-)

Mit dieser Kurzgeschichte habe ich mich gut unterhalten. Sie ist für zwischendurch und zum Abschalten genau das richtige. Man muss nicht mitdenken und kann die Story einfach auf sich wirken lassen.