Rezension

*+* Mord verjährt nicht...*+*

Totensonntag - Andreas Föhr

Totensonntag, 6 Audio-CDs
von Andreas Föhr

Bewertet mit 3 Sternen

Inhaltsangabe:
Herbst 1992: Clemens Wallner ist frischgebackener Kriminalkommissar und landet mit Polizeiobermeister Kreuthner auf einer Party im Hirschberghaus. Doch das zünftige Berghütten-Besäufnis endet in einer dramatischen Geiselnahme. Während Wallner und Kreuthner alles dransetzen, den verwirrten Geiselnehmer zu beruhigen, erzählt der ihnen von einem verborgenen Skelett mit einer Kugel im Schädel – und Kreuthner alias »Leichen-Leo« macht sich auf die Suche nach seiner ersten Toten. (Quelle: Lovelybooks.de)

Das Cover:
Vor einer schwarzen Scheunenwand steht eine rote Mitgabel. In weißer Farbe sind Titel und Autor sowie der Verlag des Hörbuchs genannt.

Meine Meinung:
In „Totensonntag“ erzählt uns der Autor in zwei Handlungssträngen von seinem fünften Fall, der rein chronologisch gesehen der erste ist. Hier erlebt der Hörer, wie sich der frisch gebackene Kriminalkommissar Wallner bei der Aufklärung schlägt und lernt seine Kollegen kennen.

Ein Erzählstrang ist 1945 angesetzt. Er berichtet von den letzten Zügen des 2. Weltkrieges. Sehr eindrucksvoll und beklemmend wird die Stimmung eingefangen, die bei den damaligen Gefangenen geherrscht haben muss. Ich war wirklich entsetzt und fühlte mit den armen Menschen, die den Nazi-Bestien ausgeliefert waren. Kein Wunder, dass der eine oder andere Gefangene versuchte zu fliehen. Frieda gelang es, sich von ihrer Gruppe zu entfernen........und 47 Jahre später bekam die Polizei einen Hinweis auf die Leiche der Frau. Im zweiten Handlungsstrang, der 1992 spielt, ermitteln Wallner, Kreuthner und Co in diesem Todesfall. Es gilt aufzuklären, wie Frieda gestorben ist, denn Mord verjährt nicht. Leider erhalten die 92er Ereignisse deutlich mehr Raum als das 45er Geschehen, was ich etwas schade fand.
Die Geschehnisse der beiden Zeiten werden abwechselnd behandelt, sind auch teilweise durch Erinnerungen einiger der Protagonisten miteinander verflochten. Insgesamt gefiel mir die Umsetzung dieses Kriminalfalles sehr gut. Die Story war interessant und emotional dergestalt geschildert, dass es mir manchmal eiskalt den Rücken herunterlief und ich mir die Hände vor´s Gesicht schlug.
Auch wie dieser brisante Fall von der Polizei angegangen wurde, war plausibel und überzeugend, wenn man nur die Stationen der Ermittlungen berücksichtigt. Ansonsten waren die Charaktere so völlig überspitzt und überdreht und jenseits von Sinn und Verstand gezeichnet, dass ich manchmal über die gesammelte Dummheit und teilweise auch Geschmacklosigkeit den Kopf schüttelte. Ich weiß, es ist alles eine Frage des Geschmacks und in gewissen Grenzen bin ich auch sehr flexibel, aber hier hatte ich an vielen Stellen nicht das Gefühl, dass da wirklich Polizisten ermitteln. Es klang eher wie eine astreine Persiflage auf Staatsanwaltschaft, Polizei und Konsorten.
Der Fall wird letzten Endes hieb- und stichfest aufgeklärt. Es blieben bei mir keine Fragen offen.
„Totensonntag“ ist zwar der 5. Wallner-Krimi aus der Feder von Andreas Föhr, aber man muss die Vorgänger nicht kennen, um diesen Fall zu verstehen. Für mich war der Autor „Neuland“ und ich hatte nicht das Gefühl, dass mir irgendwelche Vorkenntnisse zu den Charakteren fehlen.
Ein wahres Highlight am Hörbuchhimmel war für mich der Sprecher dieses Krimis, Michael Schwarzmaier. Wie er jeden einzelnen der zahlreichen Dialekte umgesetzt hat, hat mich echt umgehauen. Auch brachte er die Stimmungen der Protagonisten sehr überzeugend rüber und hat mich als Hörerin völlig um den Audiobook-Finger gewickelt.

Mein Fazit:
Ein interessanter Fall, der durch die nervtötende Darstellung einiger Charaktere leider sehr an Glaubwürdigkeit verlor. Der tolle Sprecher konnte meine Bewertung wenigstens auf 3 Sterne anheben.

Infos zum Hörbuch:
„Totensonntag“ von Andreas Föhr ist am 21.11.2013 unter der ISBN-Nr 9783839812624 im Argon-Verlag erschienen und auch als Buch sowie eBook erhältlich.