Rezension

Nazivergangenheit

Goldmacher - Gisela Stelly

Goldmacher
von Gisela Stelly

Bewertet mit 3 Sternen

~~Die Familien von Anton und Franz sind in ihrem Gedankengut sehr unterschiedlich. Anton wächst als der endlich geborene Stammhalter für die alteingesessene Papierfabrik in Hamburg auf, Moritz als der Sohn des nach immer mehr strebenden Hubert Münzer in München. Kurz nach der Geburt der beiden Söhne im Jahr 1924 trafen die Väter aufeinander. Hubert verkaufte Antons Vater Johann Anteilsscheine für die industrielle Goldherstellung. Mittels dieses ergaunerten Geldes wurde der Wahlkampf der NSDAP bestritten. Antons Familie verarmte durch dieses Geschäft, Moritzs hingegen wurde immer mächtiger. Jahre später trafen sich die beiden Jungen - ohne voneinander zu wissen - bei der HJ wieder, mit sehr unterschiedlichen Auffassungen über den bevorstehenden Krieg.
Der Familienroman berichtet im Folgenden über die erst zufälligen, dann gewollten Zusammentreffen der Familien, die Verwicklungen durch den Krieg, die begangenen Verbrechen, die begangene Schuld, den Aufbau des Landes nach Kriegsende und den beginnenden Wohlstand und die Wichtigkeit dieser beiden Familien in der Gesellschaft.
Der Roman Gisela Stellys erinnert an die Buddenbrooks - den Verfall einer Familie. Durch die geringe Seitenzahl im "Goldmacher" und die Fülle der Themen, die die Autorin darin anspricht, wie die Entwicklung zum Ausbruch des 2. Weltkrieges, die Naziverbrechen und die Nichtaufarbeitung derselben, die 68-Generation, die RAF, das Ende des kalten Krieges bis hin zum Einsturz der Twin-Towers, wird vieles leider nur gestreift. Man benötigt ein fundiertes Geschichtswissen um der Handlung zu folgen. Die Verwicklungen in Liebesdingen stopfen den Roman noch voller.
Der Schreibstil Stellys gefällt mir sehr gut, die Seitenzahl hätte nur entweder deutlich erhöht werden müssen oder die Handlung "entrümpelt" werden. Eine Spannung kommt leider nicht auf.
Ausnehmend gut gefällt mir hingegen der Umschlag - ein extra Lob an die künstlerische Gestaltung.