Rezension

Nicht immer einfach zu lesen, aber lohnend

Athos 2643 -

Athos 2643
von Nils Westerboer

Bewertet mit 4 Sternen

Im Jahr 2643 gibt es auf dem Neptunmond Athos einen unnatürlichenTodesfall. Um zu klären, wie das unter der lebenserhaltenden KI MARFA geschehen konnte, und diese ggf. einer neuen ethischen Einstellung zu unterziehen, wird der Inquisitor Rüd Kartheiser entsandt.

Auf Athos leben, nach dem Todesfall, nur noch sechs Menschen, cönobitische Mönche, die es alle sechs Rüd nicht leichtmachen, und bei denen man schnell das Gefühl hat, das sie womöglich mehr wissen und/oder ein Geheimnis haben. Rüd wird von seiner eigenen KI begleitet, die er Zack nennt, und die das holografische Erscheinungsbild einer Frau hat, was, da Frauen auf Athos nicht erlaubt sind, etwas problematisch ist. Mich hat am Anfang Rüds Umgang mit Zack abgestoßen. Interessanterweise lässt Nils Westerboer Zack die Geschichte in Ich-Form erzählen, so dass man selbst eine gewisse Beziehung zu ihr aufbaut.

Die Welt rund um Neptun, in der der Roman spielt, Athos, und Kütahya, von wo aus Rüd und Zack nach Athos übersetzen, ist türkisch-griechisch angehaucht, so dass man schnell zwischen dem Neptunmond Athos und dem gleichnamigen Mönchsrepublik in Griechenland Parallelen ziehen kann. Insgesamt fand ich es interessant, dass die östlichen Mittelmeerkulturen so eine große Rolle spielen.

Der Roman ist durchsetzt von ethischen, theologischen und philosophischen Fragen und Betrachtungen, und daher nicht immer einfach zu lesen – der Autor hat u. a. Theologie studiert, das merkt man. Wenn man sich aber darauf einlässt, und auch das Glossar im Anhang frühzeitig einsetzt, ist die Geschichte interessant und spannend, und lässt den Leser seine eigenen Überlegungen anstellen. Nur gegen Ende wurde mir das Ganze zu langatmig, hier hat mich die Geschichte etwas verloren, und hier hatte ich gewisse Verständnisprobleme, die sich aber später bei nochmaligen Lesen des einen oder anderen Abschnitts geklärt haben.

Der Roman ist interessant und teilweise auch spannend zu lesen, auch auf Grund seiner ethischen, theologisch und philosophischen Fragestellungen, allerdings ist er dadurch auch schwieriger zu lesen. Man muss sich darauf einlassen und konzentrierter lesen als es bei einem reinen Unterhaltungsroman üblich ist – in meinen Augen lohnt sich das.