Rezension

Ohne Glitzer, wie es sich für Vampire gehört

Mächtiges Blut - Sandra Florean

Mächtiges Blut
von Sandra Florean

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:
Louisa steht eigentlich so gar nicht auf langhaarige, selbstherrliche Typen in Designerjeans und so lässt sie Dorian nach einer etwas missglückten Anmache erstmal eiskalt stehen. Der jedoch ist fasziniert von der eigenwillige jungen Frau und setzt alles daran ihr doch noch näher zu kommen. Doch nicht nur Louisas Widerspenstigkeit stellt ein Hindernis dar, sondern auch die Tatsache, dass er ein über 600 Jahre alter Vampir ist, der mächtige Feinde hat ...

Meinung:
Obwohl ich schon so viele gute Rezensionen und Eindrücke zu diesem Buch gelesen hatte, war ich doch noch ein wenig skeptisch. Denn die letzte düster-blutige Vampirliebesgeschichte, von der ich gehört hatte, war "Dark Heroine: Dinner mit einem Vampir" von Abigail Gibbs und die konnte mich leider gar nicht überzeugen. Sandra Florean jedoch hat das problemlos geschafft. Gott sei Dank hat hier nichts in der Sonne gefunkelt.

Für den Einstieg habe ich ein wenig gebraucht, da die Autorin recht übergangslos nicht nur aus der Ich-Perspektive zwischen den beiden Hauptcharakteren Louisa und Dorian hin und her schwenkt, sondern auch einige weitere Vampire aus der 3.Person erzählen lässt, die mit Dorian zusammenstoßen. Allerdings habe ich mich nach anfänglicher Verwirrung, wer denn nun was denkt, sehr schnell in diesen Stil eingefunden, denn Frau Florean hat mir schnell und gekonnt einen Überblick geschaffen und so dauert es nicht lang, bis die Seiten nur so dahinflogen.

Louisa war eine Protagonistin ganz nach meinem Geschmack - mutig und stark und trotzdem verletzlich, da sie von einem Trauma aus ihrer Vergangenheit verfolgt wird, das sie tagtäglich belastet und dazu bringt mehr zu trinken, als sie eigentlich sollte. Auch gut gefallen hat mir, dass sie aufgrund Dorians misslungener erster Anmache ihn erst mal gar nicht besonders leiden kann und sie sich so nicht sofort schmachtend in die Arme fallen, sondern er dafür arbeiten muss, damit sie überhaupt einmal mit ihm ausgehen will.

Was Dorian natürlich ganz und gar nicht gewöhnt ist, als reicher, gutaussehender Junggeselle, der eigentlich immer alles bekommt, was er will. Er ist deutlich selbstbewusst und von sich selbst überzeugt, allerdings ohne extrem arrogant oder eingebildet zu wirken. 600 Jahre Leben scheinen ihm tatsächlich ein wenig Erfahrung geliefert zu haben und so kennt er seinen eigenen Wert. Beide sind nicht perfekt, aber auf ihre Art liebenswert und sind mir im Laufe des Buches ans Herz gewachsen. Allerdings fand ich Louisas Reaktionen nicht immer ganz glaubhaft oder nachvollziehbar und zwar einmal, als sie erfährt, wer Dorian wirklich ist und zum anderen fand ich die Reaktion auf ihre erstes Beisammensein recht mies. Ein Kerl wenn das gemacht hätte, hätte nen Tritt in die Eier bekommen, sie stattdessen Blumen. Auch Dorian hat einen Wesenszug, der offensichtlich von vielen Frauen als sexy empfunden wird, ich fand das Ganze bereits bei Christian in "Shades of Grey" eher gruselig (wobei es bei dem noch viel extremer war): und zwar das obsessive, stalkerhafte. Das war mir auch hier ein bisschen zu viel. Mich stört, dass weil er sexy ist, ist es süß, bei jedem anderen würde hier Zeter und Mordio geschrieben werden.

Die Nebencharaktere fand ich leider alle etwas unspektakulär, sowohl Trudy, von der unter anderem aus der dritten Person berichtet wird, als auch sämtlich andere Vampire, die offensichtlich nichts anderes zu tun haben, als entweder Orgien zu feiern und Menschen zu töten. Das war mir mal wieder ein wenig zu eindimensional, was dann auch dafür sorgte, dass Trudys Stellen sich für mich teilweise etwas in die Länge zogen, da nichts wirklich weltbewegendes geschah. Dorian als einziger "guter" Vampir war etwas wenig glaubhaft. Ein etwas interessanter Antiheld hätte hier für mich Wunder gewirkt.

Ansonsten gibt es von meiner Seite aus echt nichts mehr zu meckern. Der Stil war flüssig und angenehm, die Charaktere eindringlich und sympathisch, da sie sowohl Schwächen als auch Stärken vorzuweisen haben und die Kampfszenen waren stellenweise herrlich blutig, was ich ja auch recht gerne mag. Die Geschichte ist zwar in sich erstmal abgeschlossen, endet jedoch trotzdem mit einem kleinen Cliffhanger der Lust auf den zweiten Band "Nachtahn 2: Bluterben", der glücklicherweise bereits im Oktober erscheinen soll, macht.