Rezension

"Old School"

Geheimnis in Rot - Mavis Doriel Hay

Geheimnis in Rot
von Mavis Doriel Hay

Eigentlich weist bereits das originelle Buchcover auf einen Klassiker hin. Eingebunden  in traditionelles Leinen, in handlichem Format, zeigt es ein behäbiges Herrenhaus in tief verschneitem Park  -  und gibt gleich einen Hinweis auf den ursprünglichen Titel des Kriminalromans „The Santa Klaus Murder“, der erstmalig im Jahr 1936 veröffentlicht wurde.

   Zum Inhalt: Wie in jedem Jahr versammelt Sir Osmond die Familie und einige Freunde in seinem Haus in Flaxmere, um gemeinsam Weihnachten zu feiern, wobei einer von ihnen auf Wunsch des Hausherrn den Weihnachtsmann spielt. Aufgrund  innerfamiliärer Spannungen ist die  Atmosphäre allerdings gereizt. Sir Osmonds Schwester Mildred behauptet, „sie habe schon immer gewusst, dass bei diesen Familientreffen an Weihnachten nichts Gutes herauskomme“  –  und diesmal  soll sie Recht behalten.

   Mit feinem Humor charakterisiert Mavis Doriel Hay (1894 – 1979) ihre Personen und zeichnet mit viel Ironie ihre Beziehungen zueinander und zum Familienoberhaupt nach. Wunderbar beobachtet und in authentischer Weise gibt sie (aus den unterschiedlichen Sichtweisen einzelner Familienmitglieder) menschliche Schwächen und Stärken wieder, wobei der ermittelnde Colonel Halstock ein Bindeglied zwischen ihnen bildet. In klassischer Manier folgt die Autorin dem Prinzip, einen Mord allein mit Hilfe von Kopfarbeit zu lösen, Reflexion und Logik stehen im Mittelpunkt. Hier ist der Leser aufgefordert, auf die Zwischentöne zu achten.

   Wer ohne „Action“ auskommt und einen Krimi nicht nur konsumieren will, sondern es mag, mitzurätseln, ist mit diesem „Old School“ Roman gut bedient.