Rezension

Passend zum grauen Wetter

Ganze Tage im Café - Sólveig Jónsdóttir

Ganze Tage im Café
von Sólveig Jónsdóttir

Bewertet mit 3 Sternen

In diesem Buch lernen wir die vier Frauen Hervör, Mía, Karen und Silja kennen, die in Island wohnen und alle ein schwere Zeit durchleben.

Hervör wird von ihrem Geliebten, einen älteren, ehemaligen Professor von ihr, wegen einer anderen Frau verlassen. Mía wird von ihrem Mann, ebenfalls wegen einer anderen Frau verlassen. Er gesteht ihr, dass er sie nicht mehr liebt und dass er sich in eine andere verliebt hat. Karen befindet sich gerade in einer tiefen Depression und weiß keinen Weg da raus, trifft allerdings auf Aron, der mit aller Macht versucht ihr zu helfen. Silja wurde bereits von ihrem Mann betrogen hat ihm allerdings verziehen. Als sie dann aber nach der Nachtschicht nach Hause kommt und sieht, wie eine andere Frau versucht sich aus dem Haus zu schleichen ist es aus für sie.

Die Erzählweise ist sehr leicht und das Buch lässt sich sehr flüssig lesen. Allerdings entpuppt sich die Geschichte als viel tiefgründiger, als man am Anfang ahnt. Aufgrund des Covers habe ich mit einem locker leichten Chic Lit Roman gerechnet.

Die einzelnen Figuren werden sehr gut und real beschrieben und die Erzählstränge werden spannend gemacht, indem die Autorin genau an der richtigen Stelle den Strang wechselt und mit der Geschichte einer anderen Protagonistin weitermacht. Einige von den Protagonisten schließt man sofort ins Herz, weil man sie einfach von Anfang an sympathisch findet und mit anderen hat man anfangs noch so seine Probleme. Allerdings gefällt mir, dass sich die Geschichte schon am Anfang überschneiden, nur hätte ich mir noch gewünscht, dass sie sich noch mehr überschneiden und sie sich eventuell richtig kennenlernen.

Hervör ist mir von Anfang an sehr sympathisch und man hat gleich den Eindruck, dass sie eine starke und schlagfertige Frau ist. Mía geht in den Geschichte meiner Meinung nach ein bisschen unter und man lernt sie als weinerliche Frau kennen, die sich eine lange Zeit nicht aufraffen kann einen neuen Job zu suchen. Mit Karen hatte ich anfangs meine Probleme, weil sie alles so dermaßen schwarz sieht und der Meinung ist, nie wieder in ihrem ganzen Leben glücklich zu sein. Allerdings fängt man sie zu verstehen, umso besser man sie kennenlernt. Mit Silja kann ich richtig mitfühlen, denn ich glaube sie durchlebt das schlimmste, was ein Mann einer Frau antun kann. Er belügt und betrügt sie.

Die Aufteilung der erzählstränge gefällt mir allerdings nicht so gut, da man relativ viel und oft von Hervör erfährt und andere Charaktere, die einen ebenfalls sehr interessieren außen vor gelassen werden.

Außerdem sollte man bei der Geschichte kein Problem damit haben, wenn sich die Protagonisten ständig bis zur besinnungslosigkeit betrinken, denn am Anfang und vor allem in der Mitte dreht sich quasi alles nur um Alkohol. Das wird dann zum Ende hin aber zum Glück besser.

Das Ende kam ziemlich abrupt. Gerade hatte man das Gefühl, man ist noch mitten in der Geschichte und auf einmal beginnt sich das Leben von allen plözlich zu wenden. Was mich auch sehr stört ist, dass das Ende offen ist und die Geschichten nicht in sich abgeschlossen sind.

An sich kann man das Buch, gerade bei grauem und kaltem Wetter, sehr gut lesen. Aber ich denke, man brauch auch die richtige Stimmung dafür und sollte nicht gerade vor Glück platzen.