Rezension

Rezension: Judith Arendt - Unschuldslamm

Unschuldslamm - Judith Arendt

Unschuldslamm
von Judith Arendt

"Unschuldslamm" ist ein Krimi, der ganz besonders durch seine sympathischen Protagonisten besticht. Die Autorin hat ein ganz besonderes Talent dafür, ihren Charakteren Tiefe zu verleihen, ohne zu weit abzuschweifen. Ruth Holländer, die als Schöffin berufen wird, geschieden und alleinerziehend ist und noch dazu ein französisches Bistro betreibt, ist herrlich normal mit all ihren Macken. Ihr erster Fall ist für sie kein leichter, denn viel zu sehr kann sie sich in das Opfer und ihre Familie hineinversetzen und leidet mit ihnen mit. Ihr Gefühl sagt ihr, dass nicht alles so ist, wie es zu sein scheint und sie ahnt gar nicht, wie recht sie damit tatsächlich hat. Gerade durch dieses Menschliche an ihr, kann der Leser gar nicht anders, als sie in ihr Herz schließen. Ruth ist stark, hat gleichzeitig aber ihre Schwächen und Ängste und so kann man sich gut in sie hinein versetzen.
Die Geschichte ist aktuell und spannend, denn erst nach und nach werden die Hintergründe der Tat aufgeklärt. Kleine Rückblicke in die Vergangenheit des Opfers lassen den Leser mehr sehen, als Ruth und doch wird erst zum Ende hin klar, wer der Täter ist und welches Motiv er hatte. Interessant zu lesen ist es, wie die Schöffenarbeit überhaupt vonstatten geht, welche Rechte und Pflichten so jemand eigentlich hat. Der Kriminalfall läuft quasi neben der Handlung um Ruth, die immer mal wieder mit ihrem Ex aneinander gerät und eigentlich immer nur am arbeiten ist.
Der Schreibstil der Autorin liest sich wunderbar flüssig und ist locker und in den richtigen Situationen auch recht umgangssprachlich gehalten.
Die Geschichte ist zwar nicht durchgängig spannungsgeladen, denn hier wird viel mehr Wert auf die Charaktere gelegt, doch trotzdem hat dieses Buch nie gelangweilt.
Fazit:
"Unschuldslamm" ist ein Krimi mit interessanten, sympathischen und vielschichtigen Charakteren, die so wunderbar menschlich wirken, dass man sich gut mit ihnen identifizieren kann. Der Kriminalfall ist aktuell und wird in Rückblenden aufgerollt. Zwar hat der Leser immer mal wieder Verdachtsmomente, doch die Autorin streut gekonnt kleine Stolpersteine ein, die immer wieder verunsichern und so ist man sich erst zum Schluß sicher, wer es denn nun tatsächlich war.