Rezension

spannend und warmherzig

Unschuldslamm - Judith Arendt

Unschuldslamm
von Judith Arendt

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ich fand das Buch gut. Das Konzept, keinen Ermittler zu haben, sondern eine Schöffin als Hauptfigur ist für mich neu. Ich hatte Sorge, dass jetzt an den Haaren eigene Ermittlungen der Schöffin zu lesen sein werden und die Sache unrealistisch wird. So, wie es war, nämlich, dass sich der Fall um die Hauptfigur herum aufklärt, ist neu, aber auch unterhaltsam. Schön ist die Warmherzigkeit, die das Buch ausstrahlt. Auch für Berlinfans und Hobbyköche oder -Esser dürfte das Buch schön zu lesen sein.  Traurig ist natürlich die Familiengeschichte des Opfers, die trotz Integration plötzlich aus traditionellem Druck böse Entscheidungen trifft. Interessant ist die Sichtweise der deutschen Mutter, die nach außen tolerant, nach innen aus fremdenfeindlichen, bzw. fremdenängstlichen Gründen ihrem Sohn am liebsten die Beziehung zu Derya verbieten möchte und so selbst zur Straftäterin wird. In Berlin und in anderen Ballungsgebieten sind Liebesbeziehungen zwischen jungen Menschen verschiedener Kultur sicher ein aktuelles Thema. Auch deutsche Eltern werden hier noch auf die ein- oder andere Charakterprüfung treffen, was die eigene Toleranz betrifft. Die Erzählweise mit den eingebauten Rückblenden und den Protokollauszügen kommt mir entgegen, da sie den Spannungsbogen aufrecht erhält. Die Hauptfigur ist symphatisch. Ich kann mir gut vorstellen, weitere Bücher mit Ruth Hollaender zu lesen. Es war eine gute Mischung aus Randgeschehen und Mordaufklärung.